SoZ - Sozialistische Zeitung |
Die LINKE hadert mit den Medien. Die Wahlergebnisse, die sie
seit ihrem großen Anfangserfolg von 2005 eingefahren hat, besagen fast alle, dass die
neue Partei DIE LINKE ihre damalige Wählermobilisierung nicht wiederholen kann. Schlimmer
noch: Der LINKEN wird in allen Analysen mittlerweile der größte Anteil an
Stammwähler zugeschrieben, und trotzdem ist sie gleichermaßen, wenn nicht gar
überdurchschnittlich von Wahlenthaltung betroffen. Den abgewirtschafteten
Regierungsparteien scheint es ein Leichtes, der LINKEN die sozialen Themen, die sie groß
gemacht haben, zu stehlen und sich mit kleinsten Korrekturen und neuer Rhetorik zurück zu
melden.
Einfachen Erklärungen
zuneigende Parteistrategen haben die Ursachen schnell geklärt: Die Medien sind schuld.
Die großen Zeitungskonzerne, private wie öffentliche Fernsehanstalten und
Meinungsforscher würden die LINKE und ihre Spitzenleute boykottieren, falsch darstellen
und gezielt diffamieren. Sie würden den naturgemäß unaufhaltsamen Erfolgskurs
der LINKEN stören und manipulieren. Das ist sicherlich richtig. Das herrschende
Bewusstsein ist das Bewusstsein der Herrschenden — kommt das für Linke
überraschend? Wir wissen aus vielen Analysen von Marx bis Bourdieu, dass das Personal in
den großen Medienimperien im Regelfall keiner Zensurbehörde bedarf. Ein langer
Selektionsprozess, Konkurrenzkampf um Karrieren und notfalls eine Dienstanordnung sorgen meist
geräuschlos für ideologische Sauberkeit und die berühmte Schere im Kopf. Und
bei den öffentlichen Medienanstalten paart sich in einer Weise schnödes
Karrieredenken mit wohl unausrottbarer deutscher Obrigkeitstreue, dass sich der daraus
resultierende Mangel an unabhängigen Intellektuellen, Freigeistern und Querdenkern schon
zu einem weltweit diagnostizierten Kulturdilemma Deutschlands ausgewachsen hat.
Aber die LINKE setzt dieser
simplen Erkenntnis keine Strategie der Schaffung einer eigenen Öffentlichkeit entgegen.
Wie keine andere Partei richtet sich die LINKE nach den herrschenden Medien aus. Sie reduziert
die eigene Parteidebatte und das Parteitagsleben nach den Wünschen der Medien. Sie
lässt sich beliebig in ihr Parteileben hineinregieren, einschließlich der
Nominierung von Kandidaten. Der innerparteiliche Konkurrenzkampf um Mandate und Posten wird
fast ausschließlich über die Medien durchgeführt. Wer was in der LINKEN werden
will, der benötigt vor allem einen Anwalt, um die internen Intrigen zu überleben,
und gute Kontakte zu Mikrofonen.
Die LINKE leistet sich einen
Vorsitzenden, der die Partei kaum kennt, der nur selten an Sitzungen teilnimmt und sein
„Regime” fast nur über Medienauftritte organisiert. Wer wundert sich da, dass
die bürgerlichen Medien dieses Angebot sofort aufgreifen und die Partei abzuschießen
versuchen, indem sie den Vorsitzenden diffamieren? In ihrem Wahn, nicht unangenehm bei den
Medien aufzufallen, kopiert die LINKE die Selektionsmechanismen der anderen Parteien und
Medien, bis auch der letzte Rebell und unabhängige Kritikerkopf der Radikalität der
Durchschnittlichkeit geopfert wurde.
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