SoZ - Sozialistische Zeitung |
Die Meinungsmacher von Politik, Wirtschaft und Medien werden
nicht müde, „Mauerfall”, „Freiheit”
„Wiedervereinigung”, „sanfte Revolution”, „Runder Tisch”
und ähnliches zu feiern. Dabei haben nicht wir, sondern nur sie Anlass dazu.
Der telegraph, hervorgegangen
aus den regimekritischen Umweltblättern der DDR ist eine ostdeutsche Zeitschrift
geblieben, mit einer dezidiert linken, nicht staatstragenden, Kritik an der Wende.
Seine jüngste Ausgabe
thematisiert das Scheitern von Revolten und Revolutionen. Vordergründig geht es um den
20.Jahrestag der gescheiterten Aktionen in DDR und Mittel-Osteuropa und die gegenwärtige
große Krise des kapitalistischen Systems — beide haben weder zu Revolten noch zu
Revolutionen geführt. Dann aber spannt sich der Bogen über 1848 zu 1918 mit einem
Aufsatz von Rosa Luxemburg, und zu den 68er Jahren in Ost und West mit zwei Beiträgen von
Thomas Klein. Polens Versuche mit der Arbeiterselbstverwaltung kommen ebenso in den Blick (in
einem Gespräch mit Karol Modzelewski) wie die neuen Hoffnungen in Lateinamerika am
Beispiel von Chávez (Malte Daniljuk). Hintergründe und Ziele der damaligen
Bewegungen werden mit viel Sachkenntnis dargestellt; Zeitzeugen und Aktivisten kommen zu Wort.
Andreas Schreier macht in
seinem Artikel „Die Geschichte der Revolution” deutlich, wie sich ehemalige DDR-
Dissidenten oder auch Möchtegern-Dissidenten das Vokabular der Sieger zu eigen machen.
Sie sprechen davon, dass die friedliche Revolution in der DDR hätte dazu geführt,
dass wir in Frieden, Freiheit und Demokratie — NATO und EU — angekommen
wären. Seitens der Bonzen in der DDR war die Maueröffnung aber ein Akt der
Gegenrevolution. (Der Verfasser dieser Besprechung meinte am 10.November 1989: „...jetzt
müssen wir 10, eher 100 Jahre auf die nächste Revolution warten.")
Frau und Mann möge sich
ausrechnen, was für Folgen ein Gelingen des Aufbruchs in der DDR für den Westen
gehabt hätte. Aber die Weichen waren schon vorher gestellt. Polen ging uns
revolutionär voran, aber auch die Gegenrevolution mit dem Konglomerat aus Parteikadern
und Verrätern aus den eigenen Reihen gingen voran. Das lässt sich hier alles
nachlesen.
Tadeusz Kowalik beschreibt
„Polens dornigen Weg in den Kapitalismus” Schließlich wollte die
1.Solidarnosc die Staatsbetriebe nicht privatisieren, sondern vergesellschaften —
Arbeiterräte und andere demokratische Formen waren angedacht. Und das nicht erst 1980;
das geistige Fundament wurde bereits bei den Studentenunruhen im März 1968 gelegt.
Kamil Majczak die Formen,
durch die der Osten kolonisiert wurde. Auch hier zieht sich wie ein roter Faden die Tatsache
durch, dass die Geschichte von den Siegern und Kollaborateuren geschrieben wird.
Tomasz Konicz schließlich
geht der Frage nach, ob eine Revolution unmittelbar bevorsteht und unterzieht die
gegenwärtige Situation des kapitalistischen Systems einer gründlichen Analyse.
Abschließend stellt er die Frage, ob wir uns gegeneinander aufhetzen lassen, oder ob wir
den Weg zum solidarischen Handeln finden werden...
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