SoZ - Sozialistische Zeitung

Zur SoZ-Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, Oktober 2009, Seite 21

Buchtipp

Die Neue Frauenbewegung in Deutschland Abschied vom kleinen Unterschied. - Eine Quellensammlung

(Hg. Ilse Lenz), Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2008, 49,90 Euro.

Die Herausgeberin und ihr Team tragen in 30 Kapiteln 262 Quellen zusammen. Sie spiegeln die vielfältigen Strömungen und Themenfelder aus 40 Jahren bundesdeutscher — autonomer und organisierter — Frauenbewegung wider. In einem Vorwort und in den Einführungen zu den verschiedenen Kapiteln werden die Bewegungen in einen historischen und gesellschaftlichen Kontext gestellt. Dann folgen die ausgewählten Quellentexte, denen jeweils ein Kommentar vorangestellt ist. Den verschiedenen, für die Frauenbewegungen bereits entwickelten Phasenmodellen fügt Lenz ein weiteres Vier-Phasen- Modell hinzu: Von der Bewusstwerdung und Artikulation (1968—1975), Pluralisierung und Konsolidierung (1976—1980), Professionalisierung und institutionelle Integration (1980—1989) zur Internationalisierung, Vereinigung und Neuorientierung (1989—2000).
Anstelle eines Schlussworts stehen „Zwischenbemerkungen zur unendlichen Geschichte”, in denen die am Projekt beteiligten studentischen Mitarbeiterinnen darlegen, welche Erkenntnisse sie aus dem Projekt gewonnen haben. Gemeinsam wurde so ein komplexes Standardwerk für die Geschichte der neuen Frauenbewegung geschaffen, das für Lehre und Forschung unentbehrlich werden wird, aber auch für Zeitzeugen, Journalisten, Studierenden und „einfach Interessierte” eine wichtige Quelle darstellt. Schade, dass die unabhängige Frauenbewegung in der DDR zu kurz kommt. Dass die „kritische Männerforschung” in einem Buch über Schlüsseltexte der Frauenbewegung einen Platz findet, kann man gut finden oder auch nicht. Teil der Frauenbewegung sind die Autoren nicht. Die Frauenbewegung hatte immer auch männliche Unterstützer, ob das die „emanzipierten Männerforscher” sind oder waren, bleibt dahingestellt. Seit einiger Zeit ist es das Anliegen einiger „Genderforscherinnen”, die weit verbreitete Stereotype der homogenen „männerfeindlichen” Frauenbewegung aufzulösen. Angesichts des Wandels von der Frauenforschung zur Genderforschung ist der Paradigmenwechsel ohnehin (scheinbar) notwendig.

Gisela Notz


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