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Rund 1500 Menschen folgten im Juni einem Aufruf der IG Metall Esslingen zum „Aufstand
der Anständigen” und demonstrierten für die Sicherung der Arbeitsplätze. Konkret forderten sie die
Einrichtung eines regionalen Fonds zur Sicherstellung der Liquidität der Unternehmen und eine andere Zinspolitik der
Banken. Als erster Landkreis in Deutschland wurde ein Wirtschafts- und Sozialrat gewählt. Vor mehreren Banken fanden
Aktionen statt.
Die Metallindustrie im Kreis Esslingen ist wegen ihrer
Exportstärke besonders von der Wirtschaftskrise betroffen, im Maschinenbau mit Aufragseinbrüchen bis zu 80%.
Die meisten Betriebe haben bislang mit Kurzarbeit reagiert, aber die IG Metall befürchtet, dass viele
spätestens im Herbst Liquiditätsprobleme bekommen und dann Personal abbauen werden. Intern befürchtet die
IG Metall, dass bis zu 30% der Metallbetriebe in Baden-Württemberg in die Insolvenz getrieben werden können.
Schon in den letzten Monaten wurden rund 2000 Arbeitsplätze abgebaut, v.a. Leiharbeitnehmer und Befristete. Weitere
Entlassungen sind angekündigt, allein beim Betonpumpenhersteller Putzmeister mehrere hundert. Mit der Kundgebung hat
die IG Metall ein Signal gesetzt, dass sie sich gegen die Vernichtung von Arbeitsplätzen zur Wehr setzen wird.
Das Konzept der IG Metall lautet „Stunden
entlassen, statt Menschen!” Kurzarbeit soll fortgesetzt werden, vor allem auch für die Auszubildenden, die
Anfang nächsten Jahres auslernen; sie dürfen nicht in die Arbeitslosigkeit geschickt werden. Mit einem
Stipendiummodell können sich junge Fachkräfte über eine längere Zeit qualifizieren. Entschieden
wendet sich die IG Metall gegen die Rente mit 67 und fordert im Gegenteil die Schaffung von besseren
Ausstiegsmöglichkeiten aus dem Berufsleben für ältere Arbeitnehmer. „Lasst die Älteren in
Würde raus, damit die Jungen rein können”, sagt Sieghard Bender, Geschäftsführer der IG Metall
Esslingen.
Vehement kritisiert wurde die Politik der Banken.
„Die Bankenmanager sind nicht bereit, den Karren aus dem Sumpf zu ziehen, in den sie ihn selbst gesteuert
haben” (Helga Schwitzer, Mitglied des geschäftsführenden Vorstands der IG Metall). Die IG Metall
kritisiert, dass die Banken 17% und mehr Überziehungszinsen verlangen. Sie fordert, dass Kurzarbeiter für bis
zu 300 Euro Überziehung im Monat nicht mehr als 3% bezahlen. Vor mehreren Banken hängten die Demonstranten
symbolisch alte Hemden auf, mit der Aufschrift „Mein letztes Hemd”
Zentrale Forderung der IG Metall ist die Einrichtung
eines regionalen Fonds, aus dem Unternehmen mit Liquiditätsproblemen Kredite bekommen können. „Aus dem
zentralen Rettungsfonds der Bundesregierung wird kaum ein Unternehmen im Kreis Esslingen Gelder bekommen. Sie sind nicht
systemrelevant. Erstes Beispiel ist die Firma AKsys, die deshalb Insolvenz anmelden musste. Wir wollen, dass ein
regionaler Wirtschafts- und Sozialrat vor Ort entscheidet, wer Unterstützung erhält”, sagt Bender. Dieser
Wirtschafts- und Sozialrat soll paritätisch besetzt sein mit Vertretern der Arbeitgeber, der Öffentlichen Hand
und der Arbeitnehmer.
Die Kundgebung wählte sogleich die Vertreter der IG
Metall im Wirtschaftsrat: Hans Jürgen Drung, Betriebsratsvorsitzender der Firma Festo, Esslingen; Giovanni Conforti,
Betriebsratsvorsitzender der Firma Index, Esslingen; Dietmar Kuhn, Betriebsratsvorsitzender der Hirschmann Car
Communication, Neckartenzlingen; Elmar Brummer, Betriebsratsvorsitzender Single Temperiertechnik, Hochdorf; Sieghard
Bender, IG Metall Esslingen.
Der Aufstand der Anständigen wird weitergehen
— in jedem Betrieb, in dem Arbeitsplätze abgebaut werden sollen, und vor den Banken, wenn sie ihre Politik
nicht ändern.
Quelle: www.esslingen.igm.de
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