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Während Anberber, der Protagonist des Films,
in Deutschland Medizin studiert, wird in seiner Heimat Äthiopien Kaiser
Haile Selassie gestürzt. Die damals überwiegend links orientierten
äthiopischen Studierenden an der Universität Köln verfolgen die
Ereignisse gespannt am Fernsehen und begrüßen enthusiastisch den Sturz
des reaktionären Feudalherrschers. Endlich scheinen auch in Äthiopien
das Mittelalter vorbei und der Aufbau einer sozialistischen Zukunft möglich
zu sein. Das versprechen zumindest die jungen Offiziere, die den alten Monarchen
gestürzt und symbolträchtig in einem VW Käfer zum Flughafen
gebracht haben, von wo aus er ins Exil geht.
Mit diesem
historischen Ereignis beginnt der Spielfilm Teza des äthiopischen
Regisseurs Haile Gerima, an dem er etwa 15 Jahre gearbeitet hat. Er spielt zum
kleineren Teil in Deutschland, genauer gesagt in Köln, und zum
größeren Teil in Äthiopien. Erzählt wird die Geschichte des
Arztes Anberber, der seine in Deutschland erworbenen Kenntnisse seinem
Herkunftsland Äthiopien zugute kommen lassen will. Dort arbeitet er als
Arzt in einer Klinik. Die Hoffnungen nach dem Sturz des Monarchen erfüllen
sich nicht. Das neue Regime ist repressiv und verlangt in klassisch
stalinistischer Manier die bedingungslose Unterordnung unter eine autoritär
von der Parteiführung vorgegebene Linie. Intellektuelle werden besonders
misstrauisch beäugt. Eine Art Miliz besonders linientreuer Mitläufer
treibt in der Klinik ihr Unwesen und will vor allem die Ärzte politisch
beaufsichtigen. Das macht sie zum Teil sehr handfest bis hin zum Mord. Wenn sich
die offiziellen Stellen auch vom Treiben dieser Bande distanzieren, scheint sie
doch als Truppe fürs Grobe durchaus mindestens geduldet zu sein.
Zurück in
Deutschland macht Anberber Erfahrungen mit rassistischen Ausschreitungen, die
nach der Vereinigung von BRD und DDR zunehmen. Er wird Opfer einer rassistischen
Attacke, die schwere Spuren hinterlässt. So liegt die Hoffnung auf eine
bessere Zukunft weder in dem am Ostblock orientierten Pseudo-Sozialismus, der
bis 1992 auch in Äthiopien herrschte, noch in der sog. „Wende”,
der nicht nur die DDR beseitigt sondern auch die Regierung Mengistu Haile
Mariams in Äthiopien. Die derzeitigen Regierenden in Äthiopien (die
EPRDF: Ethiopian Peoples Revolutionary Democratic Front) treten im Film
nur als maoistische Guerilla auf, die gegen das Regime Mengistus kämpft und
versucht die Landbevölkerung zu agitieren.
Die heutige
EPRDF hat den Maoismus schon lange aufgegeben und agiert zur Zeit als bester
Verbündeter des Westens in Ostafrika, zeitweilig in dieser Funktion als
Interventionsmacht in Somalia. Das thematisiert der Film nicht. Ob dies aus
politischer Rücksicht geschieht, um die Drehgenehmigung in Äthiopien
nicht zu gefährden oder ob es schlicht den Rahmen des Films gesprengt
hätte, der auch so schon zweieinhalb Stunden dauert, sei einmal dahin
gestellt.
Dieses kleine
Defizit kann aber den positiven Gesamteindruck nicht erschüttern. Die 15
Jahre Arbeit haben sich gelohnt. Der Film spannt sehr eindrucksvoll und dicht
erzählt einen Bogen über 20 Jahre äthiopischer Geschichte. Neben
der Inszenierung und der durchweg sehr guten schauspielerischen Leistung ist
hier vor allem die hervorragende Arbeit des italienischen Regisseurs Mario
Masini zu erwähnen. Er zaubert so schöne Bilder auf die Leinwand, dass
man gar nicht genug davon bekommen kann.
Der Film erhielt
beim panafrikanischen Filmfestival FESPACO in Ouagadougou den Hauptpreis
„Etalon de Yennenga” in Gold als bester Film. In Karthago erhielt er
den Tanit in Gold und in Venedig den Spezialpreis der Jury. Trotz dieser Preise
ist der Film ein Beispiel dafür, unter welch prekären Bedingungen
afrikanische Filme entstehen. Obwohl der Regisseur in den USA lebt, lag die
lange Produktionsdauer an der fehlenden Finanzierung. Erst als Institutionen wie
die Filmstiftung NRW einsprangen, konnte der Film fertiggestellt werden. Als
Zugeständnis musste der nicht in Äthiopien spielende Teil von den USA
in die BRD verlegt werden.
Trotz aller
Widrigkeiten ist ein absolut sehenswerter Film entstanden, der nur
wärmstens empfohlen werden kann. Es bleibt zu hoffen, dass der für
Januar angekündigte Kinostart in der BRD auch tatsächlich stattfindet.
Ein regulärer Kinostart ist in Europa für afrikanische Filme immer
noch nicht selbstverständlich, auch nicht in kleinen Programmkinos. In der
Regel sind sie nur auf Festivals und in speziellen Filmreihen zu sehen. Die
Qualität afrikanischer Filme ist aber schon lange so gut, dass sich das
bald ändern muss.
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