Sozialistische Zeitung

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Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung Nr.1 vom 08.01.2000, Seite 2

51 Jahre Menschenrechtserklärung

Trauriges Jubiläum

von VENANT ADOVILLE SAAGUE

Am 10.Dezember 1999 jährte sich zum 51.Mal die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. Wenn manche in New York, Berlin, Paris… gefeiert haben mögen, so wissen andere nicht einmal, was die Menschenrechte sind. Soll man an diesem Tag feiern oder lieber eine Träne abdrücken? Sind die Versprechungen von 1948 eingehalten worden?
Die juristischen Garantien der Menschenrechte haben seit 1948 einen spürbaren Fortschritt erfahren. Es sind mehrere internationale Abkommen in Kraft getreten: 1966 zwei Abkommen über politische und Bürgerrechte bzw. zu sozialen, ökonomischen und kulturellen Rechten. Andere befassten sich mit den Rechten der Frauen und der Kinder.
Trotz dieser Fortschritte auf dem "Papier" ist die Bilanz der Verletzungen der Menschenrechte in Wirklichkeit ziemlich traurig: In Nigeria befiehlt das neue "demokratische" Regime der Armee, auf die Bevölkerung im Nigerdelta zu schießen; in Kamerun warten zwei Drittel der Häftlinge, die zum größten Teil wegen ihrer Meinungen im Gefängnis sitzen, noch immer auf ein Urteil; in Tschetschenien führt Russland vor aller Augen eine ethnische Säuberung durch; in den USA wartet Mumia Abu-Jamal auf seine Hinrichtung; in der Türkei leidet das kurdische Volk an dem Trauma der über seinem Führer verhängten Strafe. Diesen Beispielen lassen sich Zahlen hinzufügen, die ebenso niederschmetternd wie trostlos sind: nach 51 Jahren Menschenrechtserklärung leben anderthalb Milliarden Menschen mit weniger als einem Dollar pro Tag, während Milliarden von Dollars in sog. humanitären Kriegen verpulvert werden; etwa 30000 Kinder sterben jeden Tag an Unterernährung oder an Krankheiten, die heilbar wären; 150 Millionen Kinder werden zur Arbeit gezwungen; 50 Millionen Flüchtlingen werden ihrer elementaren Rechte von Seiten derselben Personen beraubt, die Komplizen der Gräuel sind, die in ihren Ursprungsländern begangen werden; darüber hinaus fordern noch 25000 Antipersonen-Landminen in 50 Ländern täglich neue Todesopfer. Zu alldem kommen noch die vom Neoliberalismus und seinen Marktgesetzen verursachten Übel (Erwerbslosigkeit, ungeschützte Beschäftigung usw.). All dies zeigt, dass der Weg zur Verteidigung der Menschenrechte noch weit ist. Glücklicherweise eröffnen die Ereignisse um den letzten Gipfel in Seattle eine Bresche der Hoffnung - vielleicht der Beginn einer neuen Zivilisation?
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