Sozialistische Zeitung |
Am 8.März 2000 hat sich in Québéc ein internationaler Frauenmarsch auf den Weg
gemacht, der bis zum 17.Oktober durch mehrere Länder ziehen und auf die soziale Ungleichheit sowie Armut der Frauen aufmerksam
machen wird. So wurde der "Marsch 2000" auf einer internationalen Frauenkonferenz in Peking beschlossen, der sich mehr als
3000 Frauenorganisationen und -verbände aus ca. 145 Ländern angeschlossen haben.
Der "Marsch 2000" hat sich von Beginn an als eine
internationale Frauenbewegung verstanden, der zwar von der Fédération des Femmes du Québéc (FFQ) ins
Leben gerufen wurde, sich aber zu einer internationalen Wut der Frauen gegen Armut, Gewalt, Sexismus, Kriege, Rassismus und
Diskriminierung entwickelt hat. Nun soll am letzten Tag der Kampagne, am 17.Oktober, in mehreren Ländern und Kontinenten
internationale Aktivitäten, Veranstaltungen und Kundgebungen durchgeführt werden, an der internationale Frauenvereinigungen ihre
Proteste zum Ausdruck bringen werden.
Der "Marsch 2000" hat seine Proteste insbesondere im
Blickfeld der weltweiten Globalisierung gesetzt, dessen Folgen Armut, Unterdrückung, Arbeitslosigkeit und Diskriminierung sind. Nicht
zuletzt bestätigen auch die Statistiken der UNO, dass weltweit 4 Milliarden Menschen unter der Armutsgrenze leben, davon 70% Frauen.
Während in größeren Industrieländern Frauen mit starker Benachteiligung in Gesellschaft sowie Beruf und mit
steigender Arbeitslosigkeit konfrontiert sind, werden gerade in Dritte-Welt-Ländern Frauen als billige und lohndrückende
Arbeitskraft ausgebeutet.
Gerade in europäischen Ländern kommt noch deutlicher zum
Ausdruck, dass Migranten- und Flüchtlingsfrauen stärkeren Diskriminierungen, Diffamierungen und Demütigungen ausgesetzt
sind. Einerseits erhalten viele Frauen, die aufgrund der Familienzusammenführung hier leben, nur in Zusammenhang mit ihren
Ehemännern Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis. Diese Frauen, die z.T. auch von ihren Ehemännern diskriminiert werden, leben
immer mit der Furcht abgeschoben zu werden. Hinzu kommt, dass die Abschiebungen und Auslieferungen von Flüchtlingen eine andere
Dimension von Unmenschlichkeit darstellt.
Gerade diese von den Herrschenden forcierte Situation möchte sich
der "Marsch 2000" mit seinen Forderungen für Gleichberechtigung, Auskommen, Arbeit und bessere Lebensbedingungen
entgegenstellen. Obwohl der 8.März in Deutschland im Wirrwarr der Karnevalsaktivitäten auch für viele
Frauenverbände keine große Rolle mehr gespielt hat, haben sich in Ländern wie Türkei, Schweiz, Frankreich, Kanada,
Großbritannien u.a. Tausende von Frauen der internationalen Protestbewegung "Marsch 2000" angeschlossen.
In Köln haben sich am 11.März mit der Initiative des
"Internationalen Frauenverbandes 8.März" und der "Liga der Frauen aus dem Iran" mehrere iranische,
türkische, kurdische, afghanische und deutsche Frauen im Rahmen des "Marsch 2000" zu einer Demonstration unter dem
Motto "Frauen gegen Erwerbslosigkeit und Sozialkahlschlag" zusammengeschlossen. Trotz der geringen Zahl der Teilnehmerinnen
hat die Frauendemonstration im Lichte des 8.März, jenem Tag der weltweit beschäftigten und unterdrückten Frauen, ein
wichtiges Signal gesetzt, der mit begeisterten Parolen begleitet wurde.
Rusen Can