Sozialistische Zeitung

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Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung Nr.7 vom 30.03.2000, Seite 13

Aufruf zur internationalen Solidarität mit der Bergarbeitergewerkschaft ‘Trepca‘ in Kosova

In Kosova leben wir heute in einer Nachkriegsperiode. Dennoch sind einige der paramilitärischen, militärischen und polizeilichen Einheiten, die für die Massaker an den Albanern verantwortlich waren, weiterhin in verschiedenen Gebieten Kosovas und insbesondere in der Bergarbeiterstadt Mitrovica aktiv.
Das größte Unternehmen in Kosova ist die Trepca-Gesellschaft für die reichen Mineralminen Kosovas. Diese Gesellschaft galt gemäß der Verfassung des ehemaligen Jugoslawiens als gesellschaftliches Eigentum - sie gehörte also ihren Arbeitern. Dennoch wurden 1990 sämtliche albanischen Arbeiter von ihren Arbeitsplätzen entlassen. Während der letzten Jahre hat unsere Gewerkschaft sich bemüht, das Eigentum der Bergarbeiter zu sichern und unterstützte das Recht der Bergleute, wieder an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren.
Jahrelang richtete sich dieser Protest gegen das Milosevic-Regime, doch heute haben wir ein neues Problem: Französische KFOR-(Kosovo-Force-)Truppen haben unsere Minen und die Fabriken zur Metallverarbeitung besetzt und verweigern uns den Zugang. Während der letzten Jahre haben die Bergarbeiter alles verloren, was wir durch unsere Arbeit geschaffen hatten. Unsere Familien besitzen heute nichts mehr. In den letzten Jahren wurden 33 Mitglieder unserer Gewerkschaft ermordet, 11 sind verschollen und viele unserer Häuser wurden zerstört.
Wir waren voller Hoffnung, dass wir nach dem Ende des Krieges, nach dem Ende der Gewalt durch das Milosevic-Regime, unsere Bergwerke und Fabriken wieder unter unsere Kontrolle nehmen und unsere Arbeit fortführen könnten. Wir haben Pläne zur Wiederaufnahme der Produktion erstellt, darunter auch Budgetplanungen für die notwendigen Maschinen etc., aber die internationale Gemeinschaft scheint unsere Rechte nicht anzuerkennen und behandelt uns wie Mieter an unserem eigenen Eigentum. Obwohl wir unseren Plan zur Wiederaufnahme der Produktion vorbereitet hatten, der der ganzen Gesellschaft in Kosova und vor allem den Bergarbeitern zu gute käme, wurden wir von französischen KFOR-Truppen daran gehindert, das Bergwerk zu betreten, selbst, als wir sicherstellen wollten, dass es dort nicht zu Überflutungen kommt.
Wir hatten Gespräche mit der KFOR und der UNMIK (United Nations Mission in Kosova), aber wir konnten mit ihnen zu keiner Übereinkunft kommen. Deswegen führten wir am 27.Juli 1999 vor dem Bergwerk eine Protestdemonstration durch. Unser Motto lautete: "Erlaubt uns, zu arbeiten und von unserer Arbeit zu leben. Wir sind nicht faul und wollen nicht von Hilfe von außen abhängig sein. Die Bergwerke sind unser Eigentum."
Trotz unserer Proteste bleiben wir ausgesperrt. Daher wollen wir unsere Proteste ausweiten. Dafür sind wir auf internationale Unterstützung und Solidarität angewiesen. Wir planen weitere Protestdemonstrationen und - sollte dies nicht ausreichen - so sind wir bereit, einen Hungerstreik vor den Bergwerkstoren zu beginnen.
Unsere Kampagne für die Rechte der Bergleute und anderer Arbeiter ist nicht nur eine Kampagne für Albaner, sondern für alle Werktätigen in Trepca, außer denjenigen, die Kriegsverbrechen begangen haben. [...]

Xhafer Nuli, Präsident der Bergarbeitergewerkschaft von Mitrovica (September 1999)


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