Sozialistische Zeitung |
"Was haben Bauern aus Thailand, wo Vitamin-A-Mangel ein verbreitetes Problem ist, gegen gentechnisch manipulierten Reis, der
extra viel Vitamin A enthält?", lautet eine der Fragen, die der internationale Kongress "Gentechnik in der Landwirtschaft und
Lebensmittelproduktion" des Gen-ethischen Netzwerks vom 1. bis 3.September in Köln beantworten will.
Den Ort der Veranstaltung, zu dem Gäste aus fünf Kontinenten erwartet
werden, haben die Veranstalter nicht zufällig ausgewählt. Vor zehn Jahren hat das Max-Planck-Institut für
Züchtungsforschung den ersten Freisetzungsversuch in Deutschland mit gentechnisch manipulierten Pflanzen in Köln
durchgeführt. Mittlerweile ist die Stadt zu einem Zentrum für die sog. Grüne Gentechnologie in Deutschland geworden.
Dafür stehen nach Angaben der Kongressveranstalter das Rechtsrheinische
Technologiezentrum (RTZ), das Institut für Gentechnik, die Lobbyorganisation BioGentech NRW und in der nähren Umgebung
Bayer Leverkusen und Milteny Biotechnics in Bergisch-Gladbach.
Der Kongress, zu dem prominente Gegner, aber auch ebensolche Befürworter
der sog. Grünen Gentechnologie eingeladen sind, will das kritische Bewusstsein der Öffentlichkeit gegenüber der neuen
Technologie schärfen. Ziel der Veranstalter sei es nicht, die "neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse in Fachgesprächen zu
vertiefen", sondern die sozioökonomischen Auswirkungen der Gentechnologie zu reflektieren und ihre angeblichen
Problemlösungpotenziale für die Welternährung zu überprüfen, erklärte ein Pressesprecher.
Die Befürworter dieser Technologie argumentieren, die Grüne
Gentechnologie sei notwendig zur Steigerung der landwirtschaftlichen Erträge und zur Senkung des Einsatzes von Pflanzenschutz- und
Düngemitteln. Die Gegner dieser Technologie befürchten jedoch nicht nur, dass sich die Qualität der Nahrung verschlechtert.
In ihren Augen sind die transgenen Pflanzen vor allem für die industrialisierte Landwirtschaft des Nordens maßgeschneidert und
dürften kaum den Hunger im Süden dieser Welt bekämpfen, sondern stattdessen schon eher die Bilanzen der multinationalen
Saatgut- und Chemieriesen in die Höhe treiben.
Begleitet wird der Kongress von einem Camp, von dem aus die Anti-Gentechnik-
Bewegung zu Aktionen gegen die zahlreichen Unternehmen und Einrichtungen der Grünen Gentechnologie in Köln aufruft.
"Gagatu" heißt der einprägsame Name des Projekts, das Camp und Kongress umfasst. Der Name ist eine Spielerei mit
den Nukleotiden Guanin, Adenin, Thymin und Uracil, die Bestandteile der Ribonukleinsäure (RNA) und Träger der genetischen
Erbinformationen sind.
Gerhard Klas
Infos: Fon (030) 6858030, E-Mail: gagatu@gen-ethisches-netzwerk.de.