Sozialistische Zeitung |
Während die Titelseiten der Tagespresse unisono die "Randalierer" am Rande der Blockade gegen den EU-
Gipfel zeigten und in den dazugehörigen Artikeln ihren Missmut darüber äußerten, war ihnen die Großdemonstration am Tag
zuvor so gut wie keine Zeile wert. Allenfalls von "50000 Gewerkschaftern, die für ein soziales Europa demonstrierten", war dort die Rede.
Genauer hingeschaut und zugehört hatte kaum einer aus der schreibenden Zunft. Mit Ausnahme Frankreichs gilt dies zumindest für Irland,
Großbritannien und Deutschland.
Die Printmedien transportierten ein Bild, dass Gegner der EU mit einer gedankenlosen
Minderheit gleichsetzt, die ungleich der Fußballhooligans nichts im Sinn hat als Auseinandersetzungen mit den Sicherheitskräften vom Zaun zu
brechen. Eine "renommierte" Zeitung wie die liberale Süddeutsche Zeitung schaffte es in ihrer Ausgabe vom 7.Dezember sogar, bei vier
Artikeln zum Thema mit keinem einzigen Wort die Großdemonstration zu erwähnen. Dafür schlug sie am nächsten Tag um so
heftiger zu und spricht ironisch vom "Recht auf Randale".
Viele der Journalisten waren schon am Tag vor dem offiziellen Beginn des Gipfels in Nizza.
Dort saßen sie im Pressezentrum, und auf einer Großleinwand liefen nonstop Filmaufnahmen über die Ankunft von Diplomaten und
Politikern am Flughafen. Der 50 Meter am Pressezentrum vorbeiziehenden Menschenmenge und ihren Forderungen konnten nur wenige von ihnen etwas
abgewinnen. Da reicht eine Meldung der Pressestelle der Polizei, die die Großdemonstration kurzerhand auf 50000 runtergerechnet hat. Das
widerspricht zwar den Kriterien des "objektiven Journalismus" aus den gängigen Lehrbüchern, bleibt aber ohne Konsequenzen.
Denn sie wissen, von welchen Verlagshäusern sie bezahlt werden.
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