Sozialistische Zeitung

Zur SoZ-Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung Nr.03 vom 31.01.2001, Seite 5

VW-Südafrika

Etappensieg für entlassene Arbeiter

Groß war die Freude am 23.Januar im südafrikanischen Uitenhage: der immer wieder aufgeschobene Spruch der Schiedskommission befand, dass alle 1300 Arbeiter der Volkswagen-Produktionsstätte, die im Februar des vergangenen Jahres von der Unternehmensleitung gefeuert worden waren, wiedereingestellt werden müssen. Bei der Massenentlassung hätte es sich um eine "unfaire Prozedur" gehandelt, so das Schiedsgericht. Noch im Juli des vergangenen Jahres hatte ein Arbeitsgericht den Streik als "illegal" bezeichnet. Eine Kompensation für die Zwischenzeit stand allerdings auch die Schiedskommission den Arbeitern nicht zu.
"Diesen Sieg verdanken wir auch der Solidarität und der Entschlossenheit unserer internationalen Unterstützer", erklärt Abraham Agulhas, einer der VW-Arbeiter. Die Arbeiter waren im letzten Jahr entlassen worden, weil sie die Absetzung von dreizehn gewählten Shop Stewards — eine Funktion, die den hiesigen Vertrauensleuten und Betriebsräten vergleichbar ist — durch die Unternehmensleitung nicht akzeptiert haben. Die Shop Stewards hatten zuvor gegen die Veruntreuung von Pensionsfonds und die geplante Flexibilisierung der Arbeitszeit protestiert. Ein großer Teil der Belegschaft streikte daraufhin. Anschließend wurden mit den 1300 Arbeitern fast ein Viertel der Belegschaft, die für den Export nach Europa produziert, fristlos entlassen.
Die südafrikanische Metallarbeitergewerkschaft NUMSA, die heute den Spruch der Schiedskommission begrüßt, spielte damals eine zweifelhafte Rolle. Ihre Vertreter unterstützten die Entscheidung gegen die Shop Stewards. Daraufhin quittierten viele der VW-Arbeiter aus Uitenhage ihre Mitgliedschaft in der einstmals als kämpferisch bekannten Gewerkschaft und zahlten ihre Beiträge künftig an eine neue, unabhängige Gewerkschaft, die schnell zur politischen Zielscheibe der NUMSA wurde.
Bereits am 25.Januar gab VW bekannt, dass das Unternehmen den Spruch der Schiedskommission nicht akzeptieren werde und Neuverhandlungen vor einem Arbeitsgericht anstrebe. Nach Angaben des Internationalen Währungsfonds will der Autokonzern jede weitere Störung des Produktionsbetriebs in Uitenhage verhindern, der einen Exportvertrag von jährlich 256 Millionen US-Dollar nach Europa erfüllen muss. Bis zur neuen Entscheidung des Arbeitsgerichts bleiben die Werkstore für die Arbeiter verschlossen. Währenddessen sollen jedoch die internationalen Aktionen zur Unterstützung der Arbeiter wieder verstärkt werden.
gk

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