Sozialistische Zeitung |
Steuerreform beschert Allianz Rekordgewinn", so lautet die Überschrift in einer Ausgabe der Financial Times Deutschland
von Mitte Februar; man hätte sie so auch für die SoZ formulieren können. Denn die Allianz, eine der größten
Versicherungsgesellschaften Europas mit Beteiligungen in vielen Ländern der Welt, hat im Jahr 2000 einen Rekordgewinn von 3,4 Milliarden Euro eingefahren,
und fast ein Drittel dieser Summe, gut 1 Milliarden Euro, verdankt die Firma der Steuerreform der Schröder-Eichel-Regierung.
Diese Reform führte zu einer Senkung der Körperschaftsteuer von 40 auf 25%, damit
stieg der Gewinn gegenüber dem Vorjahresergebnis von 2,3 Milliarden Euro um fast die Hälfte. Man mag das Bild von den knallenden
Champagnerkorken bei Aktionären und Unternehmensspitzen kaum noch wiederholen, aber aufdrängen tut es sich irgendwie… Immerhin erhöht
sich auch die Dividende um 20% von 1,25 auf 1,50 Euro je Aktie ganz abgesehen von dem Kursanstieg der letzten Jahre, der sich zu einem guten Teil
ebenfalls Eichel verdankt.
Denn: nicht nur sind ab 2002 die Gewinne aus Verkäufen von Unternehmen und ihren
Anteilen für die Allianz steuerfrei geworden, auch der Einstieg in die privaten Rentenversicherungen durch die Rentenreform bewirkt freudige Erwartungen im
Konzern und bei den Aktionären. Längerfristig setzt das Unternehmen auf starke Steigerungen bei den Lebensversicherungen, eben wegen der
Privatisierung der sozialen Alterssicherungssysteme. Auch in Frankreich und Italien, wo die Entwickung ähnlich verläuft, tragen die Töchter zum
"guten Ergebnis" beitragen.
So machte im vergangenen Jahr die Lebens- und Krankenversicherung einen Ergebnissprung um 50%
auf 600 Millionen Euro. Dabei gab es schon im Vorjahr 1999 große Zuwächse wegen der später zurückgenommenen Ankündigung,
nach 1999 abgeschlossene Verträge bei der Auszahlung steuerlich zu belasten. Schon damals fragte sich diese Zeitung, ob Eichel etwa Angestellter der Allianz
wäre…
Noch ein Zitat aus der Financial Times Deutschland mag erhellen, was sich bei der Allianz abspielt:
"Leicht verschmerzen kann es die Münchner Unternehmensführung, dass sie beim Vorsteuerergebnis 2000 mit 4,7 Milliarden Euro um rund 100
Milliarden Euro schlechter als 1999 dasteht. Sie wusste um den warmen Regen der Steuerreform und sah deshalb keine Notwendigkeit, etwa durch weitere
Aktienverkäufe den Vorsteuergewinn nach oben zu drücken. ‚Wir haben uns bei der Realisierung von Bewertungsreserven eher zurückgehalten,
weil ja ab 2002 Verkäufe steuerfrei sind, sagte ein Sprecher."
Mit anderen Worten: Auf die Bilanz des Jahres 2002 dürfen die Aktionäre sich erst
recht freuen...
Uns bleibt die Frage, was Eichel mit den "verlorenen" 2 Milliarden DM gemacht
hätte, auf welche die Schröder-Regierung wegen der Steuerreform allein beim Allianz-Konzern "verzichtet" hat. Und das ist ja nicht der
einzige Großverdiener unter den Unternehmen. Der Schuldenabbau wäre dann gar keine Frage mehr ganz zu schweigen von der
Unterstützung kinderreicher Familien, der Finanzierung von mehr Beschäftigung und Bildung usw.
Adam Reuleaux
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