Sozialistische Zeitung

Zur SoZ-Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung Nr.07 vom 29.03.2001, Seite 12

Nato

Kriegführung im neuen Stil

Nach der EU hat auch die Nato verkündet, sie werde "die multiethnische Regierung in Makedonien voll unterstützen", aber nicht militärisch intervenieren. Tatsächlich tut sie dies massiv, wenn auch nicht durch eigene Kampfhandlungen.
Die USA und Deutschland haben übrigens diese Erklärungen nicht abgewartet. Mitte März halfen US-Einheiten aus dem Kosovo der makedonischen Armee, Tanusevci von bewaffneten albanischen Gruppen zu säubern, während die Bundeswehr mit Erlaubnis des KFOR-Kommandanten Cabigiosu vier Leopard-Panzer aus dem Kosovo nach Tetovo verlegt hat.
Die Operationen der makedonischen Armee werden vom Westen diplomatisch und materiell- militärisch nicht nur unterstützt, sondern vorbereitet und koordiniert. Der Auswärtige Ausschuss des Europaparlaments hatte am 20.März mit einer Resolution den Startschuss gegeben, die der UÇK "ein Ultimatum für die Ablieferung der Waffen" setzte. Erst danach folgte die makedonische Regierung mit einem ähnlich lautenden Ultimatum.
Am gleichen Tag trafen in Tetovo 400 deutsche Soldaten ein — nachdem die Bundewehr gerade 900 ihrer 1000 Männer hier abgezogen hatte, die den KFOR-Truppen im Kosovo logistische Unterstützung bieten. Scharping schickt ein Bataillon Fallschirmjäger, und deutsche Soldaten helfen US-amerikanischen dabei, im Grenzgebiet Waffenlager auszuheben.
Die USA erwägen eine Aufstockung der Militärhilfe an Makedonien (derzeit 13,5 Millionen US-Dollar) und bedienen die Armee mit Aufklärungsdaten über Bewegungen und Ausrüstung der UÇK. Die makedonische Armee bereite ihre militärische Offensive in täglichem Informationsaustausch mit dem Pentagon vor, heißt es aus Skopje, was ein Sprecher des Pentagon indirekt bestätigt hat. Die USA zahlt in Virginia die Militärberaterfirma MPRI, die Makedonien helfen soll, wie sie vorher bereits Kroatien und Bosnien geholfen hat.
Großbritannien schickt ein Heer von Militärberatern nach Skopje. Es handelt sich dabei vor allem um Leute, die Erfahrungen in "counterinsurgency" haben, maßgeblich in Nordirland. Der britische Verteidigungsminister hat erkärt: "Wir wollen Partner einer demokratischen makedonischen Regierung bei der Zerschlagung der Terroristen sein." Die Initiativen würden mit den USA und anderen europäischen Staaten koordiniert.
NATO-Generalsekretär Robertson hat erklärt, die Militärkooperation mit Makedonien werde verstärkt. Eine Liaison-Gruppe wurde nach Skopje geschickt.
Frankreich schickt Kriegsmaterial und kleine unbemannte Aufklärungsflugzeuge ins Grenzgebiet zwischen Kosovo und Makedonien; außerdem nimmt ein Offizier am makedonischen Generalstab teil.
Bulgarien hat der NATO "im Rahmen einer engeren Kooperation zur regionalen Krisenprävention" ein Abkommen über ein dauerhaftes Durchgangsrecht durch bulgarisches Territorium angeboten; es wurde am 21.März unterzeichnet. Bulgarien hat darüber hinaus der Regierung in Skopje mehrfach Verstärkung durch eigene Truppenkontingente angeboten.
Die makedonische Armee wird derzeit von allen Seiten massiv aufgerüstet: Transporthubschrauber aus der Ukraine, Kampfhubschrauber aus Griechenland, bestückt mit lasergesteuerten Luft-Boden-Raketen ("die schlagkräftigsten der Welt" laut einer makedonischen Tageszeitung). Bulgarien hat 150 Panzer geliefert — vom selben Typ wie dem, den Milosevic 1998 und 1999 im Kosovo eingesetzt hat. Deutschland will in den kommenden Monaten 100000 Maschinengewehre, 30000 Pistolen, 1115 Panzerwagen und 300 Jeeps schicken. Offiziere der makedonischen Armee sollen in Deutschland ausgebildet werden. Italien hat Panzerwagen geliefert.

Angela Klein

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