Sozialistische Zeitung |
Kinovergnügen unter karibischer Sonne, diesmal gehts allerdings nicht um kubanische Musik, die kubanische Revolution oder
Untaten der US-Geheimdienste in Kuba, die in früheren Filmbesprechungen in dieser Zeitung vorkamen. Diesmal ist Puerto Rico der Schauplatz des Geschehens. Ort
der Handlung ist im Wesentlichen das Polizeipräsidium der Inselhauptstadt San Juan, Gegenstand der Ermittlungen ist die Vergewaltigung und Ermordung von zwei
12- bis 13-jährigen Mädchen.
Hauptdarsteller des Kammerspiels sind Henry Hearst alias Gene Hackman und Victor Benezit alias Morgan
Freeman. Das Ganze ist eine Remake des französischen Films Das Verhör von Claude Miller aus dem Jahr 1981.
Hearst ist ein erfolgreicher Steueranwalt, der mit einer sehr jungen Frau (Monica Bellucci) verheiratet ist,
die über 30 Jahre jünger ist als er selbst. Benezit ist Polizist und leitet die Ermittlungen in den beiden Mordfällen. Was wie ein freundschaftliches
Gespräch zwischen zwei alten Bekannten anfängt, entwickelt sich bald zum Psychoduell. Denn bereits nach (zu) kurzer Zeit wird klar, dass Benezit Hearst
für den Vergewaltiger und Mörder hält.
Als Indiz gilt dem Polizisten dabei die Vorliebe des Anwalts für junge Frauen. Der Anwalt
verwickelt sich ständig in Widersprüche, was den Polizisten in seiner Annahme bestärkt. Visuell versucht Regisseur Hopkins das deutlich zu machen,
indem er die Aussagen des Anwalts mit der Darstellung dieser Aussagen kombiniert.
In diesen Szenen tauchen manche Personen auf und verschwinden wieder, je nach den unterschiedlichen
Einlassungen Hearsts. So wissen die Zuschauenden bald gar nicht mehr, was sie glauben sollen.
Mit dem Filmende gelingt dann eine handfeste Überraschung, die zwar nicht sehr glaubwürdig,
dafür dramaturgisch um so geschickter ist.
Dem Film fehlt die subtile Zeichnung der Charaktere, die Personen sind zu grobschlächtig angelegt.
Auch in der Handlung wird die falsche Fährte ein wenig zu offensichtlich gelegt, so dass die Montagen manchmal eher wie Sperenzchen als wie klug eingesetzte
Stilmittel wirken.
So lebt der Film von der Leistung der SchauspielerInnen, insbesondere Morgan Freeman und Gene
Hackman. Ihr Spiel ist so überzeugend, dass es manche Schwächen der Handlung vergessen lässt.
Hinzu kommt mit Monica Bellucci eine sehr junge Darstellerin, die von Teilen der italienischen Kritik
bereits mit Sophia Loren verglichen wird. Allein wegen dieses Trios lohnt sich der Gang ins Kino. Ansonsten bietet der Film solide Krimi-Unterhaltung, wie man sie sonst
nicht mehr allzu oft geboten bekommt.
Andreas Bodden
Informationen und Meinungen sollten keine Waren sein. Und Geld ist ein Fetisch. Dennoch und ganz praktisch: Die Online-SoZ sieht nur umsonst aus. Wir brauchen Eure Euros.
Spendet steuerlich abzugsfähig!
VsP, Postbank Köln, BLZ 370100 50, Kontonummer 603 95 04