Sozialistische Zeitung |
"Samstag, gegen 16.30 Uhr, bringen sie mich nach Bolzaneto. Ich wurde schon von der Finanzpolizei blutig geschlagen, als ich Fotos vom Schwarzen Block
machte. Mit mir fahren etwa 20 weitere Verhaftete in die Kaserne ein. Die Hände sind mit schwarzen Plastikbändern gefesselt, sehr eng. Der
Willkommensgruß: sie werfen uns aus der Wanne und fangen an, uns zu prügeln und zu beschimpfen. ,Warum versuchst du nicht, Bertinotti oder deinen Freund
Manu Chao anzurufen?
Die Geräuschkulisse dieses Horrors ist ein Abzählreim, den die von der Celere (Mobiles
Einsatzkommando) auswendig kennen. Jetzt habe auch ich ihn gelernt, leider: ,un due tre, viva Pinochet, quattro cinque sei, a morte gli ebrei, sette otto nove, il negretto non
commuove." (Ein zwei drei, es lebe Pinochet, vier fünf sechs, Tod den Juden, sieben acht neun, das Negerlein rührt uns nicht.)
Ich lande im letzten großen Raum der Kaserne. Eine neue Ladung Tritte und Fausthiebe. Ich bleibe
auf dem Boden liegen, kann nicht mehr aufstehen: der Fuß ist gebrochen, die Rippe tut weh. Ich sehe ein Horrorspektakel: ein schwedisches Mädchen wird an
den Haaren weggezogen, die Celere drückt ihre Zigaretten auf den Händen eines Franzosen aus. Ein Junge macht in die Hose aus Angst, oder weil er nicht mehr
kann. Keiner von uns kann sich rühren. Ein korpulenter Beamter tritt in den Raum und fängt an, auf einen Jungen einzudreschen, denn "ich habe ihn auf
dem Platz gesehen, wie er mich beleidigt hat". Wenige Minuten später kommt ein Carabiniere, der zwei andere ermahnt: "Die von der Celere lasst ihr
besser nicht hier rein."
Am schlimmsten wird es, als die Gefängnispolizei kommt; ich habe noch nie soviel Gewalt in
meinem Leben gesehen. Sie ziehen sich gepolsterte schwarze Handschuhe an und hören eine Stunde lang nicht auf zu dreschen. Ich träume ständig von
einem Typen, der gegen die Wand geschlagen wird. Endlich, um 4 Uhr morgens, fahren wir ins Gefängnis von Alessandria. Nochmals Hiebe. Dann Ruhe, wenn man
in der Hölle von Ruhe reden kann."
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