Sozialistische Zeitung

Zur SoZ-Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung Nr.18 vom 31.08.2001, Seite 6

Streik bei VW-Mexiko!

Am 18.August um 11 Uhr traten 12.500 Arbeiterinnen und Arbeiter im mexikanischen VW-Werk in Puebla in den Streik, 120 Kilometer von Mexiko-Stadt entfernt. Es geht um die jährliche Anpassung der Löhne. Die Beschäftigten fordern 20% mehr Lohn, in jedem Fall aber eine zweistellige Erhöhung; die Werksleitung verweigerte ein Angebot ihrerseits mit dem Hinweis, über eine Forderung, die 400% der Inflationsrate beträgt, könne man nicht verhandeln. Den Beschäftigten blieb damit keine andere Wahl als der Streik.
Die Zahl der Streiks, die sich im Geltungsbereich der mexikanischen Bundesgesetze gegen die Regierung Fox richten, ist damit auf 20 gestiegen, hinzu kommen 60 lokale Streiks sowie Arbeitsniederlegungen der Lehrer und in anderen öffentlichen Einrichtungen. Auch das Autobusmontagewerk DINA in Sahún, Hidalgo, befindet sich im Streik.
Mexiko befindet sich in einer Rezession, in deren Verlauf jetzt schon 500.000 Beschäftigte entlassen wurden. Unternehmer und Regierung wollen eine Obergrenze für Lohnerhöhungen festlegen, die unterhalb der für dieses Jahr von ihnen auf 6,5% geschätzten Inflationsrate liegt.
Der Streik bei VW betrifft auch 300 Zuliefererbetriebe mit 60.000—70.000 Beschäftigten; VW ist nicht nur das Herz der Region Puebla mit der gleichnamigen Hauptstadt, VW ist mit über 2000 Autos und Motoren täglich (jährlich etwa 400.000; im Jahr 2000 waren es 420.000) auch einer der größten Automobilhersteller in Mexiko.
Die Krise beschränkt sich auch nicht auf diesen einen Konzern; die gesamte Autoindustrie in Mexiko, die vorwiegend für den Export arbeitet, erfährt derzeit die Folgen der mexikanischen Rezession, die im vergangenen November ausgebrochen ist. Bisher wurden paros técnicos (Freischichten) eingelegt, VW hat für 2001 neun Freischichten eingeplant. Für diese Freischichten erhalten die Arbeitenden nur 50% ihres normalen Gehalts.
Die Lage ist schwierig, weil die Betriebsleitung hofft, durch den Streik den Druck der Überproduktion und den Exportrückgang in die USA abfedern zu können. Deshalb bietet die Werksleitung nichts an (die Regierung hat 5,5% vorgeschlagen, was die Beschäfigten als einen schlechten Witz ablehnen.

Raúl J. Lescas (Mexiko), fsm@uom.edu.mx

Protestfaxe an:

— Lic.Vicente Fox Quesada, Presidente Constitucional de la República Mexicana, 0052-52772376; 55165762; 55154783; 55161797; 52718270.
— Lic.Carlos María Abascal Carranza, Secretario del Trabajo y Previsión Social, 0052-55300093; 56454347; 56455593; 56452595
— VW Deutschland, Vorstand: 05361 9 20700, Werkleitungen: Wolfsburg, 05361-974714; Hannover, 0511-7983958; Braunschweig, 0531-2982905; Salzgitter, 05341-234750; Emden, 04921-863841; Kassel, 0561-4903900. — Kopien bitte an 030-45492051 (Berlin).

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