Sozialistische Zeitung

Zur SoZ-Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung Nr.19 vom 13.09.2001, Seite 2

Welternährung

Mehr Erträge mit Gentechnik?

von GERHARD KLAS

Kohärenz" und "Networking" waren Stichworte der internationalen Konferenz zur nachhaltigen Ernährungssicherung vom 4. bis zum 6.September in Bonn, die vor allem die Vertreter der supranationalen Institutionen gerne im Munde führten. Das sind wohlklingende Worte. Schon auf der Konferenz selbst, an der knapp 1000 Wissenschaftler, Politiker und Vertreter von Landwirtschaftsverbänden teilnahmen, wurden sie ad absurdum geführt. Weniger durch das, was gesagt wurde, sondern durch relevante Fakten, die geflissentlich verschwiegen wurden. Weder der designierte Generaldirektor der Welthandelsorganisation, Supachai Panitchpakdi, noch Robert L. Thompson, Direktor der Weltbankabteilung für ländliche Entwicklung, hielten einen Hinweis auf die Verschuldung der Drittweltländer für nötig.
Was hat die Verschuldung mit nachhaltiger Ernährungssicherung zu tun? Die vielgepriesenen Konzepte zur Good Governance und die Strukturanpassungsprogramme stellen die regelmäßige Zahlung des Schuldendienstes dieser Länder an oberste Stelle. Wer nicht zahlt, ist nicht mehr kreditwürdig. Die ohnehin spärlichen Investitionen auch privater Unternehmen aus dem Ausland werden gedrosselt oder versiegen völlig. Eine Situation, die jedes der Länder zu vermeiden sucht, auch wenn der Schuldendienst mitunter fast die Hälfte des Haushaltsbudgets beträgt.
Gezahlt werden kann nur mit Devisen. Die gibt es entweder über neue Kredite oder den Export von Rohstoffen bzw. Nahrungsmitteln. Kaffee, Tee, Kakao und Gewürze sind Luxusgüter, die auch in den industrialisierten Ländern nachgefragt werden. Um den Schuldendienst zu leisten, werden vor allem in den Ländern ohne mineralische Rohstoffe abertausende Hektar Land dazu benötigt, für den Export nach Europa, die USA oder Japan zu produzieren.
Die Vertreter der Weltbank und WTO sind sich mit vielen Experten einig, dass nachhaltige Ernährungssicherung nicht in erster Linie eine Frage der Distribution, sondern eine der Produktivitätssteigerung sei. Angesichts begrenzter Landressourcen müsse diese mit technologischen Mitteln befördert werden oder sogar mit genmanipuliertem Saatgut. Aber sind die Landressourcen tatsächlich derart begrenzt? Oder ist es nicht vielmehr eine Frage, für wen was produziert wird? Die Exportorientierung ist eine Folge der Verschuldung. Wer sie nicht zur Sprache bringt, sollte vom regionalen Wirtschaften und nachhaltiger Ernährungssicherung schweigen.

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