Sozialistische Zeitung

Zur SoZ-Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung Nr.25 vom 06.12.2001, Seite 5

Metallarbeiter in Italien:

Ein Streik für die Rechte aller

Das folgende Interview mit Claudio Sabattini, dem Sekretär der italienischen Metallgewerkschaft FIOM, führte die linke Tageszeitung Il Manifesto am 16.November.

Zum ersten Mal in der Geschichte seid ihr allein...
In Wirklichkeit sind wir überhaupt nicht allein. Die Einsamkeit wird an dem gemessen, was man repräsentiert und was man will, und wir wollen einen Tarifvertrag, der das Mandat der Beschäftigten respektiert.

Also ein politischer und kein gewerkschaftlicher Streik?…
Nein. Ich würde sagen, wir machen einen gewerkschaftlichen Streik, wie ihn eine Gewerkschaft machen müsste, die einer zerstörerischen Offensive entgegentreten will, um ein unabhängiges Subjekt zu sein, das nicht nur reagieren, sondern auch etwas erreichen will. Im vergangenen Jahrhundert hätte man das eine Klassengewerkschaft genannt.

Kann man heute noch von Klasse sprechen?…
Der Begriff Klasse hat heute eine Bedeutung ohne Beispiel in der Geschichte des Kapitalismus angenommen: seine globale Ausdehnung verändert die ganze Welt und alle Stätten der Ausbeutung. Heute ist das, was wir gewöhnlich "Klasse" nannten, auseinandergefallen. Seine Neuzusammensetzung verläuft eben über die neuen Stätten der Ausbeutung; von der Fabrik bis überallhin wird Wert produziert, wie die Unternehmer sagen.

Deshalb sucht ihr die Nähe zur Antiglobalisierungsbewegung?…
Wir versuchen Bruchstellen aus der Geschichte der Gewerkschaftsbewegung zu überwinden. Die Gewerkschaften sind entstanden, um die Facharbeiter zu vertreten, dann auch die ungelernten Arbeiter und schließlich die Angestellten, die Techniker und leitenden Angestellte. Heute erweitert sich der Bereich der gewerkschaftlichen Vertretung auf alle, die irgendwo von der kapitalistischen Ausbeutung abhängen, sie ist deshalb mit dem Problem der prekären Beschäftigung konfrontiert. Aber die Gewerkschaft kann es nur angehen, wenn sie demokratisch ist, wenn die Beschäftigten wirklich über ihre Forderungen bestimmen und über Verträge abstimmen können.

Was ist dein Urteil über den Zustand der italienischen Linken?…
Die Spaltungen grenzen nahezu an Zersplitterung, zumindest auf institutioneller Ebene. Wir müssen die Schaffung einer Linken angehen, die die Opposition zur kapitalistischen Herrschaft mit einem autonomen und alternativen Projekt repräsentiert. Eine andere Linke hat es noch nie gegeben.

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