SoZ Sozialistische Zeitung

Zur SoZ-Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, Januar, Seite 16

Für ein unabhängiges Kaschmir

Kaschmir ist ein Hauptzankapfel, der Pakistan und Indien in drei Kriege und viele Male an den Rand eines Krieges geführt hat. Kaschmir ist eine unabhängige Nation mit einer über tausendjährigen eigenen Kultur, Sprache, Tradition, Geschichte und einem eigenen Gebiet. Derzeit ist Kaschmir geteilt in einen indisch und einen pakistanisch kontrollierten Teil. Beide Länder behaupten, die Region sei integraler Bestandteil ihres Staatsgebiets. Beide haben Unrecht.
Im vergangenen Jahrzehnt sind religiös-fundamentalistische Gruppen in Kaschmir eingedrungen und haben versucht, dort den Kampf um die nationale Unabhängigkeit in einen Religionskampf zu verkehren. Sie genießen die Unterstützung von Teilen der pakistanischen Armee. Die indische Regierung bezeichnet diese "Mudjaheddin" als Terroristen, die Militärregierung in Pakistan hingegen bezeichnet ihren Kampf als "nationalen Befreiungskampf". Diese unterschiedliche Bewertung ist einer der Hauptwidersprüche zwischen den beiden bürgerlichen Staaten. Beide haben die Probleme in Kaschmir benutzt, um von ihren innenpolitischen Problemen abzulenken. Kaschmir diente beiden als Mittel, die chauvinistischen Strömungen in den jeweiligen Ländern anzuheizen.
Zum Zeitpunkt der Unabhängigkeitserklärung Indiens vereinbarte der britische Imperialismus mit der indischen Kongresspartei wie auch mit der Muslim League, dass die Länder mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit zu Pakistan, die anderen zu Indien geschlagen werden sollten. Kaschmirs Bevölkerung war mehrheitlich muslimisch, aber der Herrscher 1947 war ein Hindu-Raja. Einseitig erklärte er, Kaschmir werde sich Indien anschließen. Das widersprach dem Willen der Mehrheit der Bevölkerung.
So brach der erste Krieg zwischen den beiden gerade in die Unabhängigkeit entlassenen Staaten aus. Die UN intervenierten und stoppten den Krieg. Der Teil des Landes, den Pakistan hatte besetzen können, nannte sich nun Azad Kashmir (Unabhängiges Kaschmir) — tatsächlich hat es eine von Pakistan abhängige Marionettenregierung und es gibt in diesem Teil des Landes keine Demokratie.
Die UNO hatte eine Volksabstimmung vorgeschlagen, die jedoch nie stattfand. 1965 und 1971 gab es erneut Krieg. In den 80er Jahren gab es im indisch besetzten Teil eine aufständische Massenbewegung, die von der indischen Armee niedergeschlagen wurde. Indien stationierte über 600000 Soldaten in diesem Gebiet.
Als 1992 Kabul in die Hände der Mudjaheddin fiel, gingen viele von ihnen, die vorher gegen die sowjetische Besatzung gekämpft hatten, nach Kaschmir, um die "islamische Revolution" in andere Regionen zu tragen. Sie hatten die Unterstützung von Teilen des militärischen Geheimdienstes von Pakistan.
Die neuen islamischen Organisationen errichteten viele Ausbildungslager und rekrutierten Jugendliche für den islamischen Krieg in Kaschmir. Indien hat dies als ausländische Einmischung bezeichnet, Pakistan erklärte es zu einem Krieg zur Befreiung von Kaschmir.
Jetzt muss sich das pakistanische Militär entscheiden. Auf der einen Seite hat es die Taliban zu Terroristen erklärt, aber die terroristischen Aktivitäten in Kaschmir bezeichnet es immer noch als nationalen Befreiungskampf. Indien wiederum versucht alles, damit Pakistan zum terroristischen Staat erklärt wird. Es übt starken Druck auf die USA aus und verlangt, Kaschmir solle der nächste Ort sein, wo der Kampf gegen den Terrorismus fortgesetzt wird.
Aber die indische herrschende Klasse will vor allem den nationalen Befreiungskampf der Bevölkerung von Kaschmir unterdrücken. Es gibt darin verschiedene Strömungen — sie rangieren von Autonomielösungen bis zur Unabhängigkeit.

Aus einem Interview mit Farooq Tariq in der französischen Wochenzeitung Rouge (20.11.2001).

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