SoZ Sozialistische Zeitung |
Auf einem Festival im Sommer 1997 fragte ich einen Freund, was es denn wirklich neues in der spanischen Rockmusikszene gäbe und er drückte
mir ohne zu zögern eine CD mit dem Titel Devil came to me in die Hand. Dover hieß die Band und da das Cover etwas nach Metal aussah, verschwand die Scheibe erst einmal im
Reisegepäck. Um so erfreulicher die Überraschung, als ein herzerfrischender Punk-Rock aus den Lautsprechern hervor sprudelte, als die Scheibe sich auf dem heimischen CD-Player
drehte.
Nach "Sister" war dies die zweite Long-Play-Produktion und im spanischen Staat der Durchbruch für die
beiden Frauen und Männer. Die Single Auskopplung "DJ" aus ihrem dritten Album Late at Night wurde am 14.Juni 1999 vorab veröffentlicht. Sie landet bereits in der
ersten Woche nach der Veröffentlichung auf Platz 1 der Singles-Charts, das gab es vorher noch nie auf der iberischen Halbinsel. International warten sie immer noch auf den großen
Durchbruch. Dabei vermarkten sie sich im spanischen Staat auf ihrem eigenen Label Loli Jackson Records und werden international seit 1998 von EMIs Chrysalis vertrieben. Immerhin wurden
sie 2000 als beste spanische Band mit dem MTV Europe Award ausgezeichnet. Vielleicht klappt der internationale Erfolg mit der Ende letzten Jahres veröffentlichten CD I was dead for 7
weeks in the city of Angels. Immerhin wurde sie im Dezember zur Platte des Monats der Musikzeitschrift Visions gekürt.
Geprägt wird die Musik Dovers von der Lead-Gitarristin Amparo Llanos und dem Gesang ihrer Schwester Cristina. Mit
dabei sind noch der Bassist Alvaro Díaz am Bass und Jesus Antúnez. Amparos Gitarrenspiel zeigt sich auf der von Dover und Barret Jones produzierten CD von einer erfreulich
vielseitigen Seite. Mal erinnert sie an Jimmy Hendrix mal an Jimmy Page, hart geschlagene Riffs wechseln mit gezupften Melodien. Dazu Cristina Llanos mit klarer Stimme, die in der ersten
Single Auskopplung "King George" Folk-Einflüsse deutlich werden lässt. Auch wenn sie in einigen Passagen bis an eine gewisse Zerbrechlichkeit heranreicht, bleibt sie
jedoch das tragende Element gegenüber der mächtig nach vorne treibende Rhythmusfraktion der Gruppe. Richtig herausragende Stücke wie "DJ" auf Late at Night
gibt es auf I was dead for 7 weeks in the city of Angels eigentlich nicht. Dafür wird fast eine Stunde lang mit einer so beeindruckenden Kontinuität durchgerockt, dass diese Zeit
förmlich vorbei zu fliegen scheint.
Der merkwürdigen Titel der CD, dem kein entsprechendes Musikstück auf der Scheibe folgt, hat seinen Ursprung
im Aufnahmeort. Das sie sich in Los Angeles nicht so richtig wohl gefühlt haben, spiegelt sich lediglich in den oft düsteren Texten wieder, nicht aber in jener Spielfreude, die die
sechzehn Stücke präsentieren. Die seit dem Bestehen der Band in englisch vorgetragenen Lyrics sind die Schwachstelle der Band. Da nützt es auch nichts, wenn in "the
weak hour of the roosters" aus dem Abschiedsbrief von Kurt Cobain zitieren.
Es ist schon bezeichnend wie von den europäischen Rändern mit The (International) Noise Conspiracy aus Ume†
(Schweden) und Dover aus Madrid die Punk-Rock-Musik neue Impulse erhält und Erfolge verzeichnet. Wie bei den Schweden soll auch in den Konzerten von Dover die
ungebändigte Energie ihrer Musik kein Bein ruhig an der Erde lassen. Daher hier die nächsten Auftrittstermine in Deutschland: 27.2. Bielefeld im Forum; 28.2 Hamburg im Logo;
1.3. Erfurt im Centrum; 2.3 Bochum in der Zeche; 4.3. Köln im Prime Club; 5.3. Stuttgart in der Röhre; 6.3. München im Backstgage.
Tommy Schroedter
Informationen und Meinungen sollten keine Waren sein. Und Geld ist ein Fetisch. Dennoch und ganz praktisch: Die Online-SoZ sieht nur umsonst aus. Wir brauchen Eure Euros.
Spendet steuerlich abzugsfähig!
VsP, Postbank Köln, BLZ 370100 50, Kontonummer 603 95 04