SoZ Sozialistische Zeitung

Zur SoZ-Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, Februar, Seite 6

Der Transrapid schwebt wieder

Die Machbarkeitsstudie gibt grünes Licht für NRW und Bayern

Totgesagte leben länger, heißt es. Und einmal mehr wurde dies bestätigt. Am 21.Januar legten Bundesverkehrsminister Bodewig und seine Kollegen Schwanhold (NRW) und Wiesheu (Bayern) ihre "Machbarkeitsstudie" für die beiden Magnetschwebebahn-Projekte Dortmund—Düsseldorf und München—München-Flughafen vor. Entgegen ihres positiven Fazits, dass sich die Projekte "rechnen" würden, hat der Verkehrsexperte Winfried Wolf in einer ersten Bewertung der Machbarkeitsstudie eine vernichtende Bilanz gezogen.
Entgegen den Aussagen der Machbarkeitsstudie, so Wolf, sei die Magnetbahntechnik noch nicht serienreif. Die der Studie zugrunde liegenden Grunddaten seien zudem Produkt einer "allzu optimistischen Schönrechnerei", rechnen die zu erwartenden Investitions- und Betriebskosten zu niedrig und das zu erwartende Fahrgast- und Ertragsaufkommen zu hoch. Dass bei der Münchner Strecke ein Drittel des Fahrgastaufkommens, bei der NRW-Strecke ein Viertel vom motorisierten Individualverkehr wechseln sollen, hält Wolf für unrealistisch. Dass der Rest dem öffentlichen Nahverkehr verloren geht, sei dagegen problematisch, weil dies demselben die Fahrgastgrundlage entziehe. Zwar gehe — vor dem Hintergrund geschönter Berechnungen — die Studie von niedrigeren Fahrpreisen als bisher aus, dennoch bleibe es dabei: "Die MSB-Fahrt soll teurer sein als die Fahrt mit herkömmlichen Rad-Schiene-Verkehrsmitteln."
Dem zu erwartenden Zeitgewinn von wenigen Minuten stehe entgegen, dass der Transrapid im Vergleich zu S-Bahn und Regionalzügen weniger Haltestellen aufweise. "Das aber heißt, dass viele derjenigen, die dieses Verkehrsmittel anstelle der bisher genutzten, herkömmlichen öffentlichen Verkehrsmittel frequentieren, nun zusätzliche Zeitverluste und erhebliche Komfortverluste in Kauf zu nehmen haben, weil es mehr 'gebrochenen‘ Verkehr, mehr Umsteigenotwendigkeit, gibt."
Die Lärmbelastung steige zumindest auf Teilstrecken, wie die Studie selbst einräume. Und auch die Arbeitsplätze werden im Saldo abgebaut. Der angeblichen Aufwertung der Bahnhöfe stehe entgegen, dass massive Umbaumaßnahmen nötig werden, die erneut zu jahrelangen massiven Behinderungen des herkömmlichen Schienenverkehrs führen werden.
Schlussendlich seien die Transrapidprojekte nur rentabel zu rechnen, wenn Steuergelder in Form von Regionalisierungsmitteln der Deutschen Bahn für die Magnetschwebebahn verwendet und vor allem der Regionalverkehr damit weiter ausgetrocknet würden. Von diesen realen Verlusten bei der Bahn sei in der Machbarkeitsstudie allerdings nicht die Rede. Auch nicht von jenen gewaltigen Kapitalinteressen von Siemens, Thyssen-Krupp und den großen, mit den jeweiligen Konzernen verbundenen Interessen der Landesregierungen, die hinter dem gesamtgesellschaftlich unsinnigen Technologieprojekt stünden.

Quelle: Transrapid, Chinarapid, Metrorapid. Trilogie einer verkehrspolitischen Sackgasse, Broschüre von Winfried Wolf und Karl-Heinz Ludewig. Erhältlich gegen einen mit 0,77 Euro frankierten A5-Briefumschlag beim MdB-Büro W.Wolf , Platz der Republik 1, 11011 Berlin.



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