| SoZ Sozialistische Zeitung |
SoZ - Sozialistische Zeitung, März 2002, Seite 1Lassen wir mal beiseite, was so durchgeknallte, besserwisserische Linke wie wir von Schröder, Fischer und Konsorten erwartet oder nicht erwartet haben.
Fragen wir stattdessen die Mehrheit jener, die "Rot-Grün" 1998 zum Wahlsieg verhalfen: Was wollten Sie?
Wollten Sie, dass man sich den ökonomischen "Sachzwängen" eines scheinbar losgelösten
Weltmarktes einfach unterordnet, ihn als Ausrede benutzt, soziale Sicherheit noch kräftiger abzubauen und die Umverteilung von unten nach oben noch weiter zu forcieren?
Wollten Sie, dass man statt der Arbeitslosenzahlen die Arbeitslosen selbst angreift? Oder wollten Sie, dass man die
bürokratische Selbstherrlichkeit so mancher öffentlichen Behörde und die Verknöcherung des Bildungssystems dazu benutzt, beide den neoliberalen Aasgeiern vors
Maul zu werfen?
Wollten Sie mehr Demokratie wagen, oder stattdessen Immigrantinnen und Immigranten weiter ausgrenzen und diskriminieren
sowie die innere Sicherheit verschärfen?
Wollten Sie, dass man die Neofaschisten unter dem Deckmantel geheimdienstlicher Tätigkeit und wider die Verfassung
am organisatorischen Leben erhält und sich von ihnen vorführen lässt?
Wollten Sie per Magnetschwebebahn 10 Minuten schneller durchs Land schweben oder sich den Menschen biotechnologisch
nach eigenem Maß basteln? Haben Sie dies unter ökologischer Wende verstanden?
Wollten Sie, als Sie Schröder, Fischer und Konsorten wählten, dass Deutschland eine der tragenden
militärischen Säulen eines zur Permanenz erklärten NATO-Krieges wird? Und nahmen Sie dafür in Kauf, dass unser "Verteidigungs"minister für
dieses Ziel lügt und betrügt sowie das ohnehin schon schwachbrüstige Parlament aushöhlt?
Wenn nein, dann sollten Sie ohne allzu große Angst vorm schwarzen Mann Ernst machen mit Ihren Ansprüchen
und Bedürfnissen. Dann sollten Sie — je früher, desto besser, spätestens jedoch am 22.September — den Regierenden eine klare Absage erteilen. Die Alternative
dazu wäre einzig die Steigerung des herrschenden Zynismus.
Wenn Sie uns fragen: Stoppen Sie Schröder!
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