SoZ Sozialistische Zeitung |
Wenn Ani de Franco auf ihrem Label eine CD veröffentlicht, bei der sie die Hälfte der Songs produziert hat und
auch noch als Sängerin und Gitarristin mitwirkt, tut Neugierde gut. "Bitch and Animal" heißt die Band, das Album Eternally Hard, und
die beiden Musikerinnen Bitch und Animal sagen, es ist mehr als eine Band, es ist eine Attitüde. Das liegt nahe bei den beiden Queeps was als die
Kurzform für queer people zu deuten ist , die auf diesem Album die verschiedensten Stile mischen wie auch schon auf ihrem ersten 1999
erschienen Debütalbum Whats that Smell.
Die 28-jährige Bitch kommt aus Detroit, oder "Motor shitty", wie sie sagt,
und lebt heute mit ihrer 25-jährigen aus Queens kommenden Partnerin Animal in New York. Ihre wahren Namen wollen sie geheim halten, da sonst
für einige die Welt zu drehen aufhören würde. Die Musik der beiden pendelt zwischen Performance, Rap, Punk und Folkmusik hin und her.
Wobei Bitch hauptsächlich Geige und Bass, Animal afrikanische Trommeln spielt. Doch auch die Ukulele, Steppschuhe oder einfach nur Nägel
kommen als Instrumente zum Einsatz.
Passend dazu die Texte: Es geht gleich los mit "Best Cock on the Block". Das Lied
macht Männern und Frauen gleich klar, woran sie bei dieser Scheibe geraten sind. Sexual- und sozialpolitisch frech geht es auf dem Album zu, mit
Anzüglichkeiten, Witz und Ironie. Aber anders als alles, was als Macho-Mainstreammusik zur Zeit über die Popsender läuft, werden die Texte
hier nicht flach oder abgekaut, sondern bleiben vielschichtig und intelligent.
"Granja" z.B. ist eine Parodie auf "In Excelsis Deo". Das die Engel im
Lied bekifft sind, ist noch das Geringste, was diese Musik von den kommerziellen Radiostationen fernhält. Aber es finden sich auch feine Liebeslieder auf
der Platte, wie bspw. "Six States Away". In den Stücken kommen immer wieder Zitate anderer Musikerinnen und Musiker vor, die erst durch
mehrmaliges hören entdeckt werden wollen.
Aber es bleibt immer etwas unklar, ob dort nun Joni Mitchel zitiert wird, oder an anderer Stelle
einmal Iggy Pop. Doch bleiben die Stücke immer der Ausdruck von Bitch and Animal. Sie covern nicht einfach, sondern in ihrer witzigen, oft
sexualisierten Sprache greifen sie ein in aktuelle Debatten um Sex und Gender, greifen Kirche, verlogene Sexualmoral und Mackertum gleichermaßen an
und nutzen die Musik wie eine Illustration und dann wieder als eine Art Fußnote zu den Texten.
Seit 1998 werden vor allem ihre Live-Auftritte gelobt. Leider waren sie erst einmal, im Jahr
2000, in Europa. Auf jeden Fall hat das Label Righteous Babe hier ein weiteres Mal deutlich gemacht, wie vielfältig doch die US-amerikanische
Musikszene neben den Zöglingen der großen Labels ist. Vielen wird die Provokation, die von diesen Liedern ausgeht, zu weit gehen, doch genau das
mach Bitch and Animal mit Eternally Hard zu wirklichen Künstlerinnen, vor allem wenn sie dann ironisch-schüchtern anmerken: Im
just a little girl boy | Trying to make my way | in a mans world.
Tommy Schroedter