SoZ Sozialistische Zeitung

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Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, Oktober 2002, Seite 22

Internationales Jugendlager

Alternativen zu Globalisierung und Barbarei

Etwa 500 Vertreterinnen und Vertreter antikapitalistischer Jugendgruppen nahmen vom 27.Juli bis zum 3.August am 19.Internationalen Jugendcamp in Solidarität mit der IV.Internationale teil. Das Camp fand dieses Jahr in Südfrankreich statt, es brachte Aktive aus ganz Europa, aber auch Lateinamerika, Nordamerika, dem Nahen Osten und Afrika zusammen. ANJA WEINHOLD aus Deutschland war zum ersten Mal dabei.
Das Camp begannt mit einer bewegenden Ansprache von Olivier Bensancenots, dem Kandidaten der Ligue Communiste Révolutionnaire (französische Sektion der IV.Internationale) bei den Präsidentschaftswahlen im letzten April. In den Mittelpunkt seiner Rede stellte Besancenot den starken Kontrast zwischen dem kapitalistischen Triumphalismus und dem Gerede vom "Ende der Geschichte" nach dem Fall der Berliner Mauer und der hoffnungsvollen Realität der heutigen globalen Bewegung für soziale Gerechtigkeit, die in den Wäldern von Chiapas entstand und auf den Straßen von Seattle, Washington, Prag, Québec und Genua zu einer Massenbewegung wurde. Der neue politische Kontext ist davon geprägt, dass die Sozialdemokratie als politische Strömung, die versucht progressive Reformen zu erkämpfen, weggebrochen ist. Gleichzeitig erleben wir, dass das Bedürfnis nach einer Politik wächst, die nach einer fundamentalen Neuorientierung der Gesellschaft sucht.
Der veränderte weltweite politische Kontext war das zentrale Thema in vielen informativen und spannenden thematischen Einführungen und Arbeitsgruppen, ihre Themenpalette spiegelte die ganze Vielfalt der Veränderungen wider. Die Bandbreite reichte von Bestandsaufnahmen über die politische und ökonomische Restauration der Marktdiktatur in Osteuropa, Debatten über Interpretationsmuster wie Empire, bis hin zu den Kämpfen von Frauen im neuen globalen Kontext, den Auseinandersetzungen junger Arbeiterinnen und Arbeiter in der prekären McDonald‘s-Ökonomie und zu den neuen Bewegungen, die die kapitalistische Globalisierung in Frage stellen.
Die Situation nach dem 11.September wurde von den Teilnehmenden nicht übergangen, sie stellten fest, dass der Aufstieg reaktionärer Fundalismen als Antwort auf die kapitalistische Globalisierung eine starke Bedrohung und eine barbarische Perspektive darstellt, wenn wir darin versagen, eine andere, gerechte, soziale Ordnung zu schaffen. Die neuen Kriege, die die globale Wirtschaftsordnung durchdringen, schaffen genauso wie das Enron-Syndrom eine Realität, in der unsere Solidarität dem palästinensischen Volk nicht weniger wie den amerikanischen Arbeitern gelten muss — sie sind Opfer desselben kriminellen Systems.
Wichtige praktische Ausblicke galten dem kommenden Europäischen Sozialforum und den Vorbereitungen der Proteste während der dänischen EU-Präsidentschaft.


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