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Diese elf Filme hintereinander ergeben den Film 1109"01 September 11. Der künstlerische
Produzent Alain Brigand sagt dazu: "Diesem filmischen Mosaik liegt kein Konsens zugrunde. Zwangsläufig ist es voller Kontraste, so dass es
möglicherweise Gefahr läuft, vom künstlerischen und ethischen Standard abzuweichen, dem sich jeder Regisseur verpflichtet
fühlt."
In der Tat sind die elf Filme kaum auf einen Nenner zu bringen. Die Iranerin Makhmalbaf
zeigt, wie eine Schulklasse und ihre Lehrerin in einem afghanischen Flüchtlingscamp im Iran den 11.September 2001 erleben. Für die Kinder ist der
tödliche Unfall zweier Menschen beim Brunnenbau im Camp wesentlich wichtiger als die Ereignisse im fernen New York.
Ken Loach befasst sich in seinem Beitrag überhaupt nicht mit dem Anschlag auf das
World Trade Center, sondern mit dem Putsch in Chile 1973, der ebenfalls an einem Dienstag, den 11.September stattfand. Der Beitrag ist interessant und
für sich genommen sehr aufklärerisch, aber es bleibt ein Rätsel, warum Loach sich an einem Film über den 11.September 2001
beteiligt, wenn er dazu gar nichts sagen will.
Andererseits ist es auch schwer zu diesem Thema etwas zu sagen, ohne von der
reaktionären Propaganda der Bush-Regierung vereinnahmt zu werden, die den Anschlag benutzt, um Bürgerrechte abzubauen und Kriege zu
führen. Dies wird lediglich von der Inderin Mira Nair thematisiert, die das Schicksal eines jungen aus Pakistan stammenden US-Amerikaners beschreibt,
der nach dem Anschlag auf das WTC vermisst wird. Er wird von der Presse zunächst zum Terroristen erklärt, als sich jedoch später
herausstellt, dass er unter den getöteten Helfern war, mutiert er über Nacht zum Nationalhelden.
Besonders erwähnenswert ist der Beitrag von Idrissa Ouedraogo, der sich dem Thema
mit schwarzem Humor nähert. Fünf Jungen in Burkina Faso meinen, Bin Laden in Ouagadougou gesehen zu haben. Sie haben den Plan, Bin Laden
zu fangen, um das Lösegeld zu kassieren. Damit könnten sie die Medikamente für die kranke Mutter eines der Jungen finanzieren. Als der
vermeintliche Bin Laden das Land verlässt, sendet ihm der Sohn der kranken Frau einen sehnsuchtsvollen Abschiedsgruß hinterher: Bin Laden
möge doch bitte wiederkommen, denn wo solle er sonst das Geld für die Medizin hernehmen. Diese mit einem leisen aber sehr bitteren Humor
erzählte traurige Geschichte macht deutlich, dass mehr Menschen durch das alltägliche Elend als durch Terroranschläge umkommen.
Ouedraogos Beitrag ist der Höhepunkt des Films.
Ansonsten zelebrieren die Regisseurinnen und Regisseure ihre hilflose Betroffenheit oder
verstecken die Aussage ihrer Beiträge hinter schwer verständlichen Metaphern wie Inárritu und Penn. So hinterlässt der Film einen sehr
zwiespältigen Eindruck. Das von Alain Brigand für den Film proklamierte Prinzip "Jede Meinung ist frei und in völliger
Gleichberechtigung zum Ausdruck gebracht" ist zwar an sich sehr lobenswert, kaschiert aber in diesem Fall die völlige Konzeptionslosigkeit des
Projekts. Am Schluss bleibt die Frage, warum dieser Film überhaupt gemacht worden ist.
Andreas Bodden