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Fast 2 Millionen Menschen demonstrierten am 15.2.2003 in London. Trotzdem hält Tony Blair unbeirrt an seiner
Gefolgschaft für Bush fest.
Seit der Demonstration am 28.September 2002, die 400000 Teilnehmende in London
versammelte, ist die britische Friedensbewegung zu einer richtigen Massenbewegung angewachsen. Ein breites Bündnis "Stop the War" wurde
aufgebaut, dem sich Hunderte von Organisationen und Initiativen angeschlossen haben. Dazu gehören u.a. zwölf Gewerkschaftsverbände, ein
Kampagnenbündnis, das die gesamte extreme Linke umfasst, die Grünen, Plaid Cymru (walisische Nationalisten), die Muslimische Gemeinde, die
Kampagne Solidarität mit Palästina, die CND (Campaign for Nuclear Disarmement), mehrere Labour-Abgeordnete und viele andere. Die
inhaltlichen Grundlagen des Bündnisses sind das Nein zum Krieg und die Verteidigung der demokratischen Rechte.
Den Hauptantrieb für die Kampagne bildet die absolut zentrale Rolle, die Tony Blair
für die Entfesselung eines Krieges gegen den Irak spielt. Er hat sogar verkündet, damit seine politische Zukunft zu verbinden. Aber Blair hat ein
Problem: er findet nur sehr wenig Unterstützung in der britischen Öffentlichkeit.
Der Daily Mirror, ein der Labour Party nahestehendes Boulevardblatt, unterstützte die
Demonstration am 15.2. mit eigenen Plakaten, täglichen Anzeigen und Aufrufen und finanzierte sogar die Rednertribüne im Hyde Park. Die
Mehrzahl der übrigen Presse schüttet bittere Ironie über Blair aus und stellt ihn als Viehtreiber für die Regierung Bush dar. Es ist
schwer, Menschen zu finden, die für den Krieg sind. Unzählige Meinungsumfragen beweisen, dass Blair isoliert ist. Über 40% sind auch mit
UN-Beschluss gegen den Krieg.
Es gibt derzeit in Großbritannien einen Aufschwung der extremen Rechten und brutale
Angriffe auf Flüchtlinge in der rechten Presse. Die Konservativen und selbst ein Teil der Kirche fordern, Asylsuchende einzusperren; sie müssten
beweisen, dass sie "keine Terroristen" sind. Für die Koalition Stop the War ist es deshalb absolut notwendig, in diesen Fragen mit der
muslimischen Gemeinde und anderen unterdrückten Minderheiten zusammenzuarbeiten. Am 16.Januar hat sie eine nationale Konferenz
durchgeführt, an der 800 Delegierte teilgenommen haben.
Sollte der Krieg ohne UN-Beschluss geführt werden, kann es sein, dass einige Minister
ihren Hut nehmen und ein großer Teil der Labour-Abgeordneten gegen den Krieg stimmt. Das würde Blair politisch nicht überleben. Das hat
er auch verstanden. Viele werden ihren Parteiausweis zerreißen, wenn der Krieg losgeht. Da die Konservativen in der Wählergunst
zurückgehen, öffnet sich dann ein politisches Vakuum im Land. Davon wird die extreme Rechte profitieren, wenn die Linke es nicht füllt.
Paul Wilcox (London)
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