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IG-Metall-Chef Klaus Zwickel hatte den von der Wirtschaftspresse als "reformfreudig" gelobten Stuttgarter IG-
Metall-Bezirksleiter Berthold Huber als seinen Nachfolger vorgeschlagen. Dennoch empfahl der IGM-Vorstand den als "Traditionalist" geltenden
stellvertretenden IGM-Vorsitzenden Jürgen Peters.
Huber, der stets betont hatte, er bleibe lieber in Stuttgart als Peters Vize zu werden,
erklärte vor der Presse, er habe dieses Mal aus Loyalität zur IG Metall zugestimmt. "Dafür bin ich bereit, meinen persönlichen
Ehrgeiz nach hinten zu schieben."
Otto Brenner hätte sich bestimmt amüsiert, dass jemand seinen persönlichen
Ehrgeiz zurückstellt, wenn er an die Spitze der IG Metall gelangen will. Dazu noch einer, der sich "Modernisierer" nennen lässt, weil er
all das, was die IG Metall in zahlreichen Kämpfen an sozialem Fortschritt erreicht hat, bereit ist rückgängig zu machen. Um des lieben
Friedens willen paktiert er mit Unternehmern, die sogar hinter die Bismarckschen sozialen Errungenschaften zurückgehen möchten.
"Unsichtbarer Gast der Vorstandssitzung in Dresden war Kanzler Schröder. Viele Gewerkschafter empfinden seine Reformvorhaben als
skandalöse Sozialabbaupolitik. Sie sind empört, dass ausgerechnet eine rot-grüne Koalition mit so etwas daherkommt", schreibt die
Frankfurter Rundschau.
Berthold Huber scheint den "Genossen der Bosse" nicht zu beunruhigen, obwohl
der Weg, den er vom klassenkämpferischen Kommunistischen Bund Westdeutschland (KBW) bis zur IG Metall zurücklegte, nicht einfach gewesen
sein kann. Schon werden Stimmen laut, die meinen, wenn Huber für die Tarifpolitik zuständig wird, wird er maßgeblichen Anteil am Kurs der
IG Metall haben. Wegen der auf dem letzten Gewerkschaftstag beschlossenen Verkleinerung des Vorstands so die Voraussagen würden
die Modernisierer ohnehin die Mehrheit gewinnen.
Für Jürgen Peters wird es dann wichtig sein, schon jetzt die kritischen
Funktionäre zu mobilisieren, die nicht bereit sind, sich von einer rot-grünen Koaltion mit dem Argument, es gebe keine Alternative, soziale
Nachteile aufzwingen zu lassen, die wir von rechten Regierungen entrüstet zurückweisen würden.
Dass es eine Alternative gibt, beweist beeindruckend eine Untersuchung des Bündnisses
"Soziale Gerechtigkeit in Hessen", dass nicht nur Armut, sondern auch Reichtum untersucht hat. Der gesellschaftliche Reichtum sei beständig
gewachsen, heißt es dort, allerdings nicht in den öffentlichen Haushalten, er floss in private Hände. So stieg allein von 1992 bis 1999 in nur
sieben Jahren das Bruttovermögen der privaten Haushalte in Deutschland um fast 40% auf 17,32 Billionen Mark. In Hessen, einem der reichsten
Länder der Welt, wächst der private Reichtum ebenso wie die öffentliche Armut. Die Lohnsteuer, die 1960 noch bei 11,8% lag, betrug im
Jahr 2000 bereits 35,4% des gesamten Steueraufkommens. Die veranlagte Einkommensteuer, die 1960 noch 31,1% betrug, sank bis zum Jahr 2000 auf 2,7%.
Eine fiskalische Umverteilung von oben nach unten ist also möglich!
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