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Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, Juli 2003, Seite 21

Fahrende Züge

Drop the Debt — Streicht die Schulden, Exil Music

Das Thema Schuldenstreichung für die Staaten der Dritten Welt steht schon seit den späten 80er Jahren auf der Tagesordnung der Forderungen linker Aktivistinnen und Aktivisten.
Spätestens seit dieser Zeit wird auch von Künstlern dieses Thema immer wieder zum Stoff von Bildern, Theaterstücken und eben auch Liedern gemacht. Dass Attac Österreich, die »Erklärung von Bern« und die Erlassjahrkampagne in diesem Jahr einen Sampler mit dem Titel Drop the Debt — Streicht die Schulden nachlegen, wirkt, als wolle man noch auf einen Zug aufspringen, der schon seit Stunden unterwegs ist. Dabei kam die Idee von der französische Organisation Say it Loud. Sie initiierte ein Benefizalbum — die Gewinne gehen an die drei genannten Organisationen —, das vor allem von Künstlerinnen und Künstlern aus den betroffenen Weltregionen getragen wird. Dass die Forderung nach wie vor aktuell ist, kann gar nicht oft genug betont werden, daher können wir diese CD auch als eine Art Erinnerung betrachten.
Drop the Debt beeindruckt, erst einmal durch die Auswahl der beteiligten Musikerinnen und Musiker. Auch ist es durchaus nicht üblich, für eine Benefizplatte unveröffentlichte Songs oder zumindest neue Versionen zur Verfügung zu stellen.
Der französische Produzent François Mauger, stellte 17 Songs zusammen, bei denen es sich im Text genau um die Frage der Verschuldung und des Schuldenerlasses dreht. Der größte Teil davon wurde in Afrika und in Lateinamerika aufgenommen.
Zu den in Frankreich eingespielten Titeln gehört das Eröffnungsstück der von Sally Nyolo, die im Duett mit dem japanischen Rapper Shingo einen Remix ihres Titels »Tilma« beisteuert.
Die Sängerin Cesária Evora von den Kapverden trägt mit ihrem Songschreiber Teofilo Chantre den Song »Quem pode« vor, der zu den eindrucksvollsten Liedern dieser CD gehört.
Aus Brasilien runden musikalische Größen wie Fernanda Abreu, die Queen des Sambafunk, der brasilianische Funkgitarrist Lenine als prominente Teilnehmer das Bild der CD ab. Die Fabulous Trobadours behaupten schon lange eine Ähnlichkeit zwischen der Musik der Troubadoure des Mittelalters und der brasilianischen Embolada gefunden zu haben. Der Beweis ist die Zusammenarbeit mit dem Reggaepoeten Chico César in »Il faut payer«. Ein feines Wortspiel gibt Lenine in Rosebud zum besten: Aus Dollares wird Dolores.
Aus Österreich steuern Thai Stylee den vielleicht peinlichsten Titel mit »Was, ihr wollt Geld?« bei, der Reggaetrack ist — zum Glück — nur auf der deutschen Ausgabe der Compilation zu hören.
Mit »Afrika South« gibt es auf dieser CD sogar ein Projekt zu hören, das sich nur für die Aufnahme zu dieser Produktion zusammenfand. Die Musikerinnen und Musiker die hier für »The Third World cries everyday« zusammenkamen, singen hier nicht nur für einen »guten Zweck«, sondern sie werfen ein eindrucksvolles Schlaglicht auf eine Songwriterkultur, von der wir in Deutschland immer noch zu wenig mitbekommen.
Ist das Zusammenspiel der südafrikanischen Künstlerinnen und Künstler nicht schon genug Grund genug für den Erwerb dieser CD, so kommen eben noch eine ganze Reihe anderer Argumente hinzu: Zu denen gehört auch das kongolesische Duo Faya Tess und Lokua Kanza, die hier zeigen, wie ihre Stile aufeinandertreffen, um sich zu ergänzen. Faya Tess gilt als die Erbin des kongolesischen Rumba der 60er und 70er Jahre. Lokua Kanza steuert die derzeitige Popmusik des Kongo bei.
In einer solch kurzen Besprechung können leider nicht alle 17 Beiträge dieses Sampler ausreichend gewürdigt werden. Nicht unerwähnt soll jedoch der Beitrag von Oliver Mtukudzi bleiben. Mit »Murimi munhu« ist Tuku ein typisches »Last but not least« auf dieser Compilation gelungen. Tuku war Mitte der 70er Jahre Mitglied der Band Wagon Wheels von Thomas Mapfumo. Heute gehört er mit seiner Band Black Spirits zu den bekanntesten Musikern in Zimbabwe. Der Gitarrist, Sänger und Komponist ist eine der schillerndsten Persönlichkeiten in der afrikanischen Musikszene, und seine heisere Stimme gilt gleichzeitig als Sprachrohr der Armen in Zimbabwe.
Die CD wurde in Deutschland in Zusammenarbeit mit »erlassjahr.de« veröffentlicht. Pro verkaufter CD erhält das Aktionsbündnis für Entschuldung mindestens einen Euro. Drop the Debt — Streicht die Schulden! kann für 16 Euro bei erlassjahr.de (Carl-Mosters-Platz 1, 40477 Düsseldorf) bestellt werden.

Tommy Schroedter

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