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Das linke Urgestein der britischen Sozialdemokratie Tony Benn lobte zu Beginn seines Vortrags über »Meine Vision
des Sozialismus« die alljährlich Anfang Juli in der University of London über eine Woche dauernde Marxismus-Konferenz, die von der Socialist
Workers Party (SWP) organisiert wird. Sie sei einzigartig für die Breite der Themen und der Redner. Dieses Jahr stand sie unter dem Motto: »Wir alle
haben Fragen, gemeinsam finden wir die Antworten.« An der am 11.Juli mit dem Schwerpunkt »Leben nach dem Kapitalismus« beendeten
Konferenz hatten Tausende an über 200 Großveranstaltungen, Workshops und Schulungen teilgenommen.
»Welche Zukunft für die Linke?« lautete die Frage an das
Eröffnungspodium. Tommy Sheridan von der Scottish Socialist Party (SSP) betonte, der Einzug von sechs Abgeordneten der SSP in das schottische Parlament
sei ein Sieg für jeden Sozialisten in Großbritannien. Vier Jahre harte politische Arbeit hätten sich gelohnt. Ashraf El-Bayoumi, der aufgrund seiner
führenden Rolle in der ägyptischen Antikriegsbewegung verhaftet worden war, formulierte sichtlich bewegt: »Wir kennen uns, obwohl wir uns nie
gesehen haben, weil unser Kampf ein gemeinsamer ist. Gemeinsam müssen wir den Imperialismus bekämpfen.« Trevor Ngwane vom
südafrikanischen Antiprivatisierungsforum klagte den ANC an, mit seiner neoliberalen Politik Armut und Arbeitslosigkeit zu fördern. Mena Menou aus
Bombay von den Organisatoren des im nächsten Jahr in Indien stattfindenden Weltsozialforums sagte: »Wir brauchen mehr Mobilisierungen. Wenn wir
die richtige politische Strategie haben, dann kann uns niemand stoppen.«
Die Stop the War Coalition, in deren Zentrum die SWP steht, betonte, dass die Antikriegsbewegung
die politische Landschaft nachhaltig verändert habe. Immer mehr Gewerkschaften würden sich von Blair abwenden. Vor diesem Hintergrund machte
Chris Bambery von der SWP deutlich, dass es jetzt darum gehe, eine politische Alternative zu New Labour aufzubauen: »Nicht was wir jetzt sagen, ist in erster
Linie bedeutsam, sondern das, was wir tun.« Der Anti-Blair-Pol müsse über soziale Kämpfe wie die der Feuerwehrleute oder internationaler
Aktionstage wie der am 27.September gegen die Besatzung im Irak und in Palästina gestärkt werden. 2004 will die SWP in England mit anderen bei den
Europawahlen im Rahmen der Europäischen Antikapitalistischen Linken (EAL) eine antikapitalistische Wahlallianz bilden.
Ein weiterer Unterstützer der EAL, Fausto Bertinotti von der italienischen Partei der
kommunistischen Neugründung (Rifondazione Comunista), meinte, ein Linker zu sein, bedeute heute Antikapitalist zu sein. »Die Unabhängigkeit
der Arbeiterklasse soll durch die imperialistische Offensive zerstört werden«, so Bertinotti. Der Reformismus sei tot, da das Kapital keinen Spielraum
mehr für Reformen im Interesse der Arbeiterklasse lässt. »Die weltweite Bewegung gegen die kapitalistische Globalisierung ist der Anker
für das neue revolutionäre Projekt, das wir aufbauen wollen. Die Revolutionäre müssen von den Massen und den Kämpfen lernen und
die Bewegungen aufbauen.«
Der aus der Labour-Fraktion wegen seiner Antikriegsposition ausgeschlossene George Galloway
schloss seine Rede auf dem Antikriegsforum mit dem Satz: »Das 21.Jahrhundert wird sozialistisch sein, oder es wird nicht sein: Sozialismus oder
Barbarei.« Dem ist nichts hinzuzufügen. Außer: es gibt viel zu tun für uns in Deutschland.
Sascha Kimpel
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