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Muss den Leserinnen und Lesern der SoZ das Rheinische JournalistInnenbüro (RJB) eigentlich vorgestellt werden?
Zumindest das jüngste Mitglied des fünfköpfigen Kollektivs ist den meisten gut bekannt: Gerhard Klas. Aber auch Karl Rössel oder
Birgit Morgenrath haben im Laufe der Zeit in der SoZ eine ganze Reihe von längeren Beiträgen veröffentlicht.
Nun liegt ein Porträt dieses Kölner Kollektivbetriebs, der sich kritischen
Journalismus und »Pressefrechheit« zum Ziel gesetzt hat, im Buchformat vor. Der Anlass ist das zwanzigjährige Bestehen des RJB.
Der Namen reicht in den April 1982 zurück, als Werner Balsen und Hans Nakielski sich
in Köln ein gemeinsames Büro mieteten und dem Projekt den Namen »Rheinisches Journalistenbüro« gaben. Das Binnen-I war
damals noch nicht geläufig. Der Namen verwies auf die liberale Kölner Rheinische Zeitung für Politik, Handel und Gewerbe, an der der junge
Karl Marx 1842/43 mitarbeitete, oder die ungleich bekanntere Neue Rheinische Zeitung, die er in der Revolutionszeit 1848/49 ein Jahr lang leiten konnte.
Von revolutionärem Aufbruch war auch während der Gründungszeit des
RJB nichts zu verspüren; die Zeit der Naherwartung »des Sozialismus« Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre war vorüber. Es war die
Zeit der Alternativbewegung, der neuen sozialen Bewegungen und bald auch der grünen Partei und der »Projektebewegung«. Aber
mit den Impulsen und Zielen der Jugendrebellion und der Neuen Linken hat das RJB viel zu tun: Werner Balsen, Hans Nakielski und Karl Rössel
absolvierten an der »Kölner Schule Institut für Publizistik« eine Journalistenausbildung. Da gehörten damals Kurse in
Marxismus zum Lehrplan, man befasste sich mit »unterbliebenen Nachrichten«, man nahm sich vor, ausgeblendete Bereiche der gesellschaftlichen
Realität auszuleuchten.
Diesem Anspruch ist das RJB bis heute treu geblieben
»systemoppositionell«, »antikapitalistisch«, »außerparlamentarisch« heißt es in Grundsatzpapieren des
Kollektivs. Die Zusammensetzung hat sich mehrfach geändert, die »alte Garde« besteht nur aus Karl, der im Januar 1983, nach Zivildienst
und anderthalbjähriger Weltreise, dazugestoßen ist. Zwei Frauen und zwei Männer gehören jetzt dem Betrieb an.
Aus inhaltlichen wie ökonomischen Gründen entschied sich das RJB dafür,
zwar auch für die verschiedenen kleineren linken Zeitschriften und Zeitungen zu arbeiten, vorwiegend aber für öffentlich-rechtliche
Rundfunkanstalten. Sie richten sich also an ein breiteres Publikum, betreiben nicht plumpe Agitation für die eh schon Überzeugten. In ihren
Sendungen und Büchern haben sich von Anfang an zwei Schwerpunkte ergeben: sozialpolitische Themen wie Arbeitslosigkeit, Gewerkschaftspolitik,
Asyl und Migration; sowie Internationalismus, vorwiegend Philippinen, Australien, Westsahara und die verschiedenen Regionen des afrikanischen Kontinents.
Wer mehr über die Arbeit, den Alltag, die Konflikte, die Zensur (von staatlicher Seite
oder von Medienmächtigen, aber auch schon mal von Gewerkschaftsbürokraten), die Schwierigkeiten mit einem bescheidenen Einheitslohn, die
politischen Aktivitäten der einzelnen Mitglieder des RJB usw. usf. wissen will, greife zu dem Buch, das vor kurzem erschienen ist. Es ist ein Lesebuch
die Auswahl von »Zeitworten«, Kommentaren, Reportagen spiegelt die ganze Bandbreite der journalistischen Arbeit wider und macht die
Lektüre leicht.
Wilfried Dubois
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