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Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, Oktober 2003, Seite 4

Krieg gegen Terror

Die Schraube dreht sich weiter

von CHRISTOPH JÜNKE

Die Bombenanschläge auf das UN-Hauptquartier in Bagdad vom 19.August (über 20 Tote, unter ihnen der UN- Sonderbeauftragte de Mello) und auf die Imam-Ali-Moschee in Najaf gerade mal eineinhalb Wochen später (fast hundert Tote, unter ihnen Schiitenführer Al Hakim) markieren den sinnfälligen Bankrott der US-Kriegs- und Besatzungspolitik. Wo terroristische Gewalt entscheidend bekämpft werden sollte, haben die USA und ihre Alliierten einen neuen weltpolitischen Brandherd in ihrem »Krieg gegen Terror« erst so richtig geschaffen.
Auch in Kabul und Umgebung mehren sich bereits die Berichte, dass die Taliban wieder offener und selbstbewusster auf die afghanische Bühne zurückkehren. Afghanistan ist durch den Krieg der USA und die massive Unterstützung der »Allianz gegen den Terror«, allen voran Deutschlands, ebenfalls nicht stabiler geworden.
Die aktuelle politische und militärische Eskalation in Israel und den palästinensischen »Autonomie«-Gebieten ist schließlich nur die jüngste, wenn auch aktuell gefährlichste Zuspitzung der Weltpolitik. Dieser Krieg hat zwar eine lange und eigene Geschichte, ist jedoch im Windschatten der US-amerikanischen Antiterrorideologie nach dem 11.9. nicht nur mit dem »Krieg gegen Terror« verschmolzen, sondern gibt gleichsam das Paradigma des »unendlichen Krieges« ab. Denn so autonom die israelische Regierung auch auftreten mag, ohne die mittlerweile offene Schützenhilfe der USA wäre die aktuelle Eskalation nicht denkbar. Der weltweit entscheidende Hort der Reaktion ist die US-Regierung. Das heißt nicht, dass andere Herrschaftsscliquen unschuldige Schafe sind, wohl aber, dass es einen Leithammel gibt, der die treibende Kraft ist und die Hauptverantwortung für solcherart Krieg und Elend trägt.
Kein Zufall ist es deswegen, wenn bei uns just zum zweiten Jahrestag des 11.9. die hanebüchensten Verschwörungstheorien multimedial hoffähig wurden. Niemals zuvor wurde ein solch tragisches wie brutales Ereignis so hemmungslos von den Angegriffenen benutzt, um eine neue militärische und politische Weltordnung mit allen erdenklichen Mitten durchzusetzen. Es ist diese Instrumentalisierung des Terrors für eigene, weit darüber hinaus gehende Herrschaftszwecke, welche das »aufgeklärte« Publikum in seiner ganzen Ohnmacht mit entsprechenden Verschwörungsfantasien goutiert. Der Krieg »da draußen« lässt eben auch die hiesige politische Kultur nicht unbeeindruckt.

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