SoZ Sozialistische Zeitung

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Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, Oktober 2003, Seite 21

Eine !K7-Werkschau

»Kopiert wurde schon immer und es wird immer kopiert werden, das gehört einfach dazu, wenn man ein aktiver Musikfan ist. Aber leider machen sich die Umsatzeinbrüche bei CD-Verkäufen bei allen Labels, groß oder klein, bemerkbar. Nur die kreativsten, spannendsten und global denkenden Label mit qualitativ hochwertiger Musik werden überleben.« So Klaus Maeck, Mitgründer und Geschäftsführer der Freibank Musikverlage in einem Interview im letzten Monat. Da muss das !K7-Label, das 1985 in Berlin-Charlottenburg startete, nun wirklich keine Angst haben.
Damals wollten Horst Weidenmüller und seine Freunde mit digitalen Videoclips und DJ- Mixes Neuland erkunden. Dass sie mit den Jahren die von Klaus Maeck gestellten Anforderungen immer noch erfüllen, führte sicherlich auch dazu, dass sie konsequenter Weise den Kopierschutz, den sie auf ihrer letzten Produktion (Ghost Cauldron) einführten, gleich wieder gecancelt haben. 150 heißt die neueste Produktion und ist eine kleine Gemeinheit. Es ist die 150.Produktion dieses Labels und präsentiert auf zwei CDs — zum Preis von einer — eine Werkschau, die es in sich hat.
Gemeinheit aus folgendem Grund: Es gibt bestimmt nicht wenige Freunde von Swayzak, Ursula Rucker, Funkstörung, Smith & Mighty, Tosca und den vielen anderen innovativen Musikerinnen und Musikern, die auf diesem Label veröffentlicht haben, die bereits die eine oder andere Silberscheibe des »X-Mix«-Sets bekannter House- und Techno-DJs, oder der »DJ- Kicks« ihr eigen nennen.
Bis 1996 waren es die Studiomischungen von Künstlern, die eigentlich bei anderen Labels unterschrieben hatten, die den Ruf von !K7 ausmachten. Seitdem wurde mit !K7 Records ein eigenes Künstlerlabel gegründet. Nach Terence Parker, Nicolette und anderen Techno- und House-Musikerinnen und -Musikern folgten Shantel, Funkstörung, Smith & Mighty, Terranova und eben auch Kruder & Dorfmeister, Tosca und Peace Orchestra. Die Musikstile wurden vielfältiger, was nicht zuletzt an der Arbeit von Horst Weidenmüller, heute Geschäftsführer, und Stefan Strüve liegt.
Stefan Strüve, der Talentscout des Labels, sichtet seiner Aussage nach tonnenweise Tonträger und sucht in Proberäumen und in Clubs nach Künstlerinnen und Künstlern, »die einen ganz eigenen Sound entwickelt haben. Leute, wie Matthew Herbert oder Ursula Rucker zum Beispiel. Ich muss immer das Gefühl haben, es klingt authentisch. Vielen Musikern merkt man an, dass sie mit dem Gedanken an ein Label im Hinterkopf produzieren. Das finde ich langweilig. Originalität kann ich den Leuten nur empfehlen.«
Dies kann man den meisten Produktionen von !K7 bescheinigen, und der Querschnitt aus dem Programm, den !K7 150 zu Gehör bringt, unterstreicht, dass die empfohlene Originalität kein hohles Geschwätz ist. Es wäre auch falsch, einen der 28 Titel besonders hervorzuheben, da sie jeder für sich über eine besondere Klasse verfügen, und wenn nach »No Peace« von Terranova gut 140 Minuten verflossen sind, neigt man dazu, wieder die erste CD einzulegen und mit »Supersister« von Ursula Rocker die ersten 18 Jahre des Berliner Labels erneut am Ohr vorbeiziehen zu lassen. Berlin ist dem Label allerdings schon lange zu klein geworden, von zusätzlichen Büros in Hamburg, London, Tokyo und New York agiert !K7 mittlerweile von drei Kontinenten aus.
Wer es gerne auch visuell hat, legt ein paar Euro drauf und bekommt eine DVD, auf der zusätzlich zur Musik u.a. Bilder von Kruder & Dorfmeister auf ihrer US-Tour und Ursula Rucker zu sehen ist. Im Gegensatz zur CD nicht unbedingt ein Muss.

Thomas Schroedter

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