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Die Stimmung kippt. Die Bereitschaft, Sozialraub als unabänderliches Schicksal hinzunehmen, hat in Deutschland in den
letzten Wochen deutlich abgenommen. 100000 in Berlin waren eine Überraschung. Ganz vom Himmel gefallen waren sie dennoch nicht. Seit dem 1.9. hat
es ungefähr 40 dezentrale Demonstrationen bzw. größere Aktionen gegen die Agenda 2010 gegeben; an ihnen haben sich etwa 60000
Menschen beteiligt. Und beim 1.11. ist es nicht geblieben. 10000 suchten an einem Werktag den SPD-Parteitag heim; 50000 rückten in Hessen Roland
Koch auf den Pelz ebenfalls an einem Werktag; die drei Berliner Hochschulen sind in den Streik getreten, ebenso die Studierenden in Hessen und
Niedersachsen; in Hamburg, Köln und Berlin werden Bettlerdemos organisiert… Das wird ein warmer Winter.
Die deutschen Gewerkschaften sind aufgewacht, nachdem sie die Gesetze zur Reform der
Bundesanstalt für Arbeit, die sich gegen die Erwerbslosen richten, mitgetragen und auch gegen die Aushöhlung des Kündigungsschutzes nicht
mobilisiert haben. In Paris haben sie sich vorbehaltlos in den Sozialforumsprozess gestellt und wesentlich dazu beigetragen, dass die Versammlung der sozialen
Bewegungen einen europäischen Aktionstag für soziale Rechte beschlossen hat wenn auch noch ohne Datum. Sie tragen die sog. Reformen
nicht mehr mit. Und noch etwas hat sich geändert: Die europäische Dimension der sozialen Angriffe tritt allmählich ins Bewusstsein. Am
Pariser ESF haben diesmal aus Deutschland 3000 Menschen teilgenommen.
Demgegenüber sind die Strukturen, die in der Lage wären, den Widerstand zu
bündeln und auf die breitest mögliche Basis zu stellen, noch sehr unterentwickelt. In Deutschland muss die Bildung eines bundesweiten
Sozialforums nun zügig eingeleitet werden; wir sind damit sehr im Hintertreffen. Und die europaweite Versammlung der sozialen Bewegungen wird sich
nicht mehr nur einmal im Jahr treffen können. Die spontane Konvergenz der sozialen Bewegungen in den verschiedenen Ländern erfordert dringend
eine europäische Koordination.
Informationen und Meinungen sollten keine Waren sein. Und Geld ist ein Fetisch.
Dennoch und ganz praktisch: Die Online-SoZ sieht nur umsonst aus. Wir brauchen Eure Euros.
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