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Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, Dezember 2003, Seite 21

Erfrischend

Sergeant Garcia, La Semilla Escondida

Den Vorwurf, in der SoZ noch kein Wort über Sergeant Garcia verloren zu haben ist sträflich und sein viertes Soloalbum soll daher Anlass sein, diesen Vorwurf aus der Welt zu räumen.
Ende der 80er Jahre beginnt die Karriere des Frankospaniers in einer Punkband in Paris. Die sollte nicht die einzige Parallele zu Manu Chao bleiben. »Ludwig von 88« hieß die Kapelle und Humor war die Devise. Das Bruno Garcia davon jede Menge hat, zeigte er auch bei der Wahl seines Künstlernamens. Sergeant Garcia, das ist der schläfrige Zorro-Jäger, der immer zu spät kommt und alles vermasselt. Als Kind wurde der kleine Bruno von seinen Spielkameraden mit diesem Spitznamen gehänselt.
Wie Manu Chao wechselte Sergeant Garcia auch zum Latin-Sound, wobei er selbst seit 1997 seine Musik »Salsamuffin«, also Raggamuffin gekreuzt mit Salsa, nennt. Aber vor allem in Deutschland ist es Sergeant Garcia nicht gelungen, aus dem Schatten Manu Chaos herauszutreten. Zu Unrecht wie seine neueste Produktion La Semilla Escondida zeigt. Eine Tanzreise in die Karibik. In Paris, Kingston und Santiago de Cuba, jeweils mit lokalen Musikern und der jamaikanischen Dance-Hall-Lady Tanya Stephens eingespielt werden Reaggae, Ragga, Ska, Salsa und andere Einflüsse zu einer Sommerplatte gemischt, die auch den trüben Herbstagen etwas Sonne einflößen kann. Besonders gelungen ist die Mischung von Raggamuffin/Dancehall und kubanischen Sounds bei »Revolucion«.
Die Themen der Lieder drehen sich um die Horrorgeschichten dieser Zeit aber, es mischt sich auch mal ein romantisches Liebeslied unter die 14 Musikstücke auf dieser CD. »Nada tiene final« ist nicht nur eine musikalische Fusion sondern es treffen sich hier auch Patois und Spanisch in diesem Stück. Antirassismus ist und bleibt auch das Thema Garcias, nachdem auf seiner letzten Produktion Sin fronteras dieses Thema im Mittelpunkt stand. In »Yo sé que te gustas« heißt es: »Kaffee mit Zucker wie ich ihn mag … ich bin Franzose mit Afrika gemischt, Spanier mit Lateinamerika, so mag ich es.«
Bei allen schlechten Aussichten bleibt Sergent Garcia optimistisch. In »Tu no sabes na« deutet er bereits eine der nächsten Stationen seiner Reise an. Den karibischen Stilen mischt er noch ein Percussionfeuer, zu dem er im Stil eines westafrikanischen Gritos eine Geschichte erzählt. »Das Leben ist eine Schule.« Außerdem hat er angekündigt, als nächstes neben Afrika auch nach Brasilien zu gehen, um den musikalischen Horizont noch zu erweitern. »Musik kann nur als Mischung verstanden werden. Alles, was wir heute hören, ist das Ergebnis des Zusammentreffens von Klängen«, erklärt der Musiker in einem Interview.
Hatte Sergeant Garcia »Stop the war« im Internet mit Gastsänger Bionik veröffentlicht, so erscheint »La semilla escondida« bei Virgin mit einem Kopierschutz, was eigentlich weniger ein technisches Problem ist als mehr ein politisches Statement, und das steht nun einmal im Gegensatz zu den Texten und dem sonstigen Engagement von Sergeant Garcia.
Trotz dieses kleinen unangenehmen Nachgeschmacks ist dieses Feuerwerk moderner französisch-karibischer Produktion erfrischend im trüben Herbst und bringt dem Weltenbummler einmal die wohlverdiente Ernte dieser heimlichen Saat.

Thomas Schroedter

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