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Am Sonntag, den 7.Dezember fand in Uruguay eine Volksabstimmung statt, die über die Annahme des Gesetzes über
die Teilprivatisierung der »Nationalen Verwaltung für Kraftstoffe, Alkohol und Portlandzement« (ANCAP) entschied. Initiiert wurde das Votum
von Teilen der Mitte-Links-Oppositionspartei Frente Amplio, ANCAP-Gewerkschaften sowie linken Basisgruppen.
Die Abstimmung war auch eine Entscheidung über den Ausverkauf eines weiteren Teils der
nationalen Ökonomie an multinationale Konzerne. ANCAP ist eines der letzten Unternehmen in Staatsbesitz: Die Fluggesellschaft PLUNA, der Flughafen
Carrasco, das Straßennetz im Landesinneren u.a. wurden bereits an private Teilhaber veräußert.
Der Gesetzesentwurf wurde von der konservativen Regierungskoalition aus Colorados und Partido
Nacional unter Präsident Jorge Batlle vorgelegt. Für den Verkauf des Unternehmens wurde vor allem damit geworben, dass dies zu sinkenden Preisen
für Benzin und Strom für die Endverbraucher führen wird. In Uruguay, das sich in der heftigsten ökonomischen Krise seiner Geschichte
befindet, ist dies natürlich ein verlockender Ausblick. Weiterhin sei ANCAP ohne private Beteiligung nicht konkurrenzfähig, da die Raffinerie nicht
wirtschaftlich genug arbeite.
Dieser Aussage stimmen auch Gegner des Gesetzes zu, oftmals wurden die Direktoren eher nach
Parteibuch als nach Qualifikation ausgesucht. So befürworten auch sie eine Reform des Staatsbetriebes, klare Wirtschaftlichkeitsprüfungen und ein
qualifiziertes Management. Die Gegner des Gesetzes führten jedoch an, dass die Privatisierungen der Raffinerien in den Nachbarländern Argentinien und
Brasilien zu einer Erhöhung der Preise um über 100% geführt haben.
In direktem Zusammenhang mit der Entscheidung über den Verkauf stand die Frage der
staatlichen Rentenkasse und weiterer Sozialausgaben. Der Gewinn des Unternehmens finanziert einen Großteil der allgemeinen Rentenkasse (Rentas
Generales) sowie Ausgaben des Gesundheits- und Bildungswesens. Befürchtungen wurden laut, dass der Verkauf die Sicherheit der Renten antasten wird. Des
Weiteren sah das Gesetz vor, dass die privaten Teilhaber die Mehrheit in der Aktionärsversammlung sowie die entscheidenden Ämter im Vorstand des
Unternehmens innehaben.
Auch der IWF hat seine Hände im Spiel. Ein im Jahre 2002 bewilligter Kredit von 743
Millionen US-Dollar war an die »Empfehlung« geknüpft, das staatliche Monopol für Kraftstoffe aufzugeben. Aber die für den Verkauf
des Staatsunternehmens erhaltenen Devisen würden nur kurzfristig den Staatshaushalt Uruguays entlasten. Zu hoch sind die Auslandsschulden, zum
Großteil Altlasten aus der Zeit der Militärdiktatur, die beglichen werden müssen.
Mit 62,2% wurde das Gesetz abgelehnt (51% hätten gereicht), die Befürworter der
Privatisierung kamen auf 35,4%. In 16 von 19 Provinzen des Landes wurde mehrheitlich gegen das Gesetz gestimmt.
Alexandra Wix, Montevideo
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