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Die Demonstration von 500000 in drei Städten verdrängt den Blick von zahlreichen örtlichen
Protestaktionen. Diese werden manchmal sogar in regelmäßigen Abständen wiederholt und prägen sich dem Bewusstsein vieler
Menschen ein.
In Frankfurt ist die Initiative der Ordensleute für den Frieden (IOF), an deren Spitze der
64-jährige Pater Gregor Böckermann steht, zum Stein des Anstoßes für die Deutsche Bank geworden. Seit 15 Jahren demonstriert die
IOF jeden Monat dort gegen das kapitalistische Wirtschaftssystem, die ungleiche Verteilung des Kapitals, die Verschuldung der Länder der Dritten Welt.
Diese Initiative lässt sich stets etwas Neues einfallen: das Pflanzen eines
Apfelbäumchens, aber auch das Aufschütten von Gülle, weil Geld eben stinke. Während des ersten Golfkriegs schreckte diese Initiative
auch nicht davor zurück, über den Zaun auf das Gelände der US-Airbase zu klettern. Wenn Pater Böckermann zum Zahlen von
Ordnungsgeld verurteilt wurde, weigerte er sich aus Prinzip, es zu zahlen. Er zog es vor, ins Gefängnis zu gehen.
In diesem Jahr rief er mit folgendem Text zu vier Aktionen auf: »Wenn Besitz (zum
Gebrauch von Dingen) zum Eigentum (zur Vermehrung von Verfügungsgewalt) wird, dann ist darin implizit die Einkalkulierung von Gewalt angelegt.
Und daraus folgt zwingend die Institutionalisierung von Herrschaft. Aus der Ökonomie des Teilens wird so die schon zu biblischen Zeiten bekannte
Ökonomie des Anhäufens. ›In euren Häusern ruht das geraubte Gut der Armen‹ (Jesaja 3,14). Beim diesjährigen
Pfingstkapitel der IOF wollen wir gegenüber der Wirtschaft, der Politik und den Kirchen unsere Kritik am kapitalistischen Wirtschaftssystem und
insbesondere an der ›globalen Diktatur des Eigentums‹ zum Ausdruck bringen. Unser Motto: ›Eigentum ist Raub Leben in
Fülle für alle.‹«
Die Aktionen sind im Juni: Mahnwache vor der Festhalle in Frankfurt, Hauptversammlung der
Deutschen Bank: Übergabe der Spendenaktion »Brot für die Bank« an Ackermann; Demonstration in Bad Homburg vor der Villa der
Milliardärfamilie Quandt; Demonstration vor dem Landtag in Wiesbaden: Rückgabe des Grundgesetzes, denn Artikel 14 Grundgesetz schützt
das Eigentum; Mahnwache im Frankfurter Dom: »Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer, Gerechtigkeit, nicht Almosen.«
Pater Böckermann hat den Mut zu sagen, er habe zwar beschlossen, gewaltfrei zu
demonstrieren, »aber wir müssen den Unterdrückten die Wahl ihrer Mittel lassen«.
Er will ein anderes System als den Kapitalismus, »der allein auf den Egoismus
abzielt«. Er will Sozialismus, obwohl er bisher überall gescheitert ist. Aber er verteidigt die Idee, er will, dass die Mauer aus Geld fällt, die
Menschen trenne und sagt: »Ich bin überzeugt, dass diese Mauer noch zu meinen Lebzeiten fallen wird.«
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