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Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, Mai 2004, Seite

München: Piper, 2004, 388 S., 14 EUR

Arne Dahl: Falsche Opfer,

Arne Dahl (Pseudonym für Jan Arnald) versucht sich als Nachfolger des Erfolgsteams der 60er Jahre, Sjöwall/Wahlöö, in die neue Generation schwedischer Krimiautoren zu schreiben. In seinem neu erschienenen Buch Falsche Opfer beschreibt er die Ermittlungsarbeit der bei der Stockholmer Reichspolizei angesiedelten A-Gruppe, die Sonderfälle zu klären hat.
Im Sommer 1999 wird in einer Kneipe ein Fußballfan erschlagen, der Täter stammt aus einer Gruppe von Anhängern der gegnerischen Mannschaft, die an einem Abstiegsplatz klebt. Alles deutet auf Tötung aus besoffenem Frust hin.
Nahezu gleichzeitig wird in einem Gefängnis für Schwerkriminelle ein serbischer Insasse durch eine Explosion getötet. Kurze Zeit später kommen bei einer Schießerei fünf Männer um. Die Anzeichen, dass es sich bei diesem Massaker um ein Auseinandersetzung zwischen Neonazis und serbischstämmigen Gangstern handelt, führt zur Reetablierung der A- Gruppe, die nach dem »Kentuckymörder«-Fiasko aufgelöst worden war. Schritt für Schritt kommen die Sonderermittler dahinter, dass die Fussballfans in Kvarnen nicht die gefährlichsten Gäste waren.
Arne Dahl hat sich in diesem Roman viel vorgenommen. Er verwebt Drogenhandel, internationale Neonazinetzwerke, brutalsten Kindesmissbrauch und individuelle Rachezüge in eine Story, die so angefüllt, manchmal überkonstruiert wirkt, in der es von Zufällen nur so wimmelt, um die Geschichte vorantreiben zu können. Weniger hier, sondern in den ruhigeren Phasen des Buches, wenn er sich etwa über wahnwitzige Bauprojekte und deren Rückplanung während der 80er und 90er Jahre in Schwedens Hauptstadt auslässt oder über die Verschleuderung von Budgets auf Werbetouren für die anstehende Polizei- und Feuerwehrolympiade, ist der kritische Blick auf die Wandlungen der schwedischen Gesellschaft spürbar. Fazit: Ein spannender Roman, in einem Rutsch zu lesen, aber noch lange keine Nachfolge für Sjöwall und Wahlöös Werke.

Udo Bonn

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