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Auf den Dammbruch bei den sozialen Sicherungssystemen folgt der Dammbruch bei der Arbeitszeit. Nachdem Siemens, ein
notorisch gewerkschaftlich schwach organisierter Betrieb, das Eis gebrochen hat, versicherten die Arbeitgeber noch, sie dächten nicht daran, die
Arbeitszeitfrage insgesamt zu stellen: Betrieb für Betrieb soll mit dem Votum aus dem Kanzleramt aufgerollt und der Widerstand in betrieblichen
»Häuserkämpfen« aufgerieben werden. Jetzt sind es bald alle Automobilbetriebe, ihre Zulieferer und die Maschinenbau- und
Elektroindustrie vor allem in Baden-Württemberg , die die Rückkehr zur 40-Stunden-Woche fordern ohne Bezahlung. In
diesen Sommerwochen, wo alles in Urlaub ist, wird die Arbeitszeitfrage sehr wohl allgemein geregelt. Scheibchenweise zerrinnt der IG Metall jetzt die 35-
Stunden-Woche unter den Händen, weil sie sich die ganzen Jahre darauf eingelassen hat, den Tarif in den Betrieben nur auf dem Papier zu wahren. Noch
jetzt scheut sie die geschlossene Abwehr und verliert sich in Scharmützeln, spricht von »Ausnahmen«.
Die baden-württembergische Metallindustrie ist immer noch eine Hochburg der IG
Metall. Ihre tarifpolitische Vorreiterrolle soll gebrochen werden. Ein Schleifen dieses kampfstarken Bezirks hätte dramatische Konsequenzen für
alle DGB-Gewerkschaften und verheerende Auswirkungen für das soziale Klima in diesem Land. Jedes Nachgeben bedeutet diesmal eine Niederlage.
Diesmal verstecken sich die Metallarbeitgeber nicht mehr hinter dem öffentlichen
Dienst. Sie vertuschen ihren Angriff auch nicht hinter vermeintlichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Der Generalangriff kommt nicht erst im Winter, wenn
die Tarifverträge der Länder neu verhandelt werden, sondern schon jetzt. Jetzt ist deshalb von der IG Metall, aber auch von Verdi und von der IG
BAU eine flächendeckende Antwort gefragt. Die Kolleginnen und Kollegen bei Daimler dürfen nicht allein gelassen werden.
Informationen und Meinungen sollten keine Waren sein. Und Geld ist ein Fetisch.
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