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»Die Konjunktur hatte sich schließlich als Seifenblase erwiesen. Das Arbeitslosenheer wuchs gewaltig … Die Bourgeoisie nutzte die
Krise und Massenarbeitslosigkeit zu einer umfassenden Kapitaloffensive: Verlängerung der Arbeitszeit, Abbau der Tariflöhne,
Durchlöcherung der Tarifverträge, Massenentlassungen. Die Regierung ihrerseits senkte Löhne und Gehälter im öffentlichen
Dienst, erhöhte die Massensteuern, baute die Arbeitslosenunterstützung radikal ab. Große Teile des kleinbürgerlichen Mittelstands
wurden durch die Konzentration auch im Handel proletarisiert.«
Das ist kein Bericht über die heutigen Rezepte zur Bewältigung der
Massenarbeitslosigkeit, sondern über die zu Ende der 30er Jahre, mit einigen Unterschieden allerdings. Damals kam noch niemand auf die Idee, Feiertage
zu streichen. Urlaubstage konnte man nicht abschaffen, weil es sie nicht gab. Aber ebenso wie heute war die überwiegende Mehrheit der
veröffentlichten Meinung auf der Seite des Kapitals und gegen die von materiellen Opfern Betroffenen.
Aber welche Unterschiede gab es? Damals wurde die Regierung von Heinrich Brüning
vom Zentrum geführt, sie wurde von der SPD toleriert. Heute steht ein Sozialdemokrat an der Spitze der SPD, deren Mitglieder gegen ihn revoltieren und
deren Wähler massenhaft davonlaufen. Damals standen die Gewerkschaften größtenteils in unverbrüchlicher Treue hinter der SPD.
Heute können wir der Gewerkschaftsführung (mit Schiller) sagen: »Du rettest den Freund nicht mehr, so rette das eigene Leben.« Sonst
könnten Gewerkschaftsmitglieder ebenso massenhaft desertieren, wie es SPD-Mitglieder (und SPD-Wähler) tun.
Damals konnte man nicht mit der Keule drohen, die Arbeitsplätze ins Ausland zu
verlagern, wenn man nicht bereit sei, auf Sozialrechte zu verzichten, um im Konkurrenzkrieg den nationalen Sieg davonzutragen. Die Krise war weltweit
ausgebrochen. Heute steigt der Export, ohne dass hierdurch die Arbeitslosigkeit verringert wird. Die Produktivität wächst, weil Menschen durch
Maschinen ersetzt werden. Die Aktienkurse, die damals zusammenbrachen, sind heute der Maßstab für Erfolg im nationalen Wettbewerbskrieg.
Fragt sich nur, ob heute nicht das damals Versäumte verwirklicht werden muss, wenn
wir nicht eine neue Katastrophe heraufbeschwören wollen: Die Enteignung des Großkapitals und demokratische Selbstverwaltung in allen
wirtschaftlichen Bereichen.
Informationen und Meinungen sollten keine Waren sein. Und Geld ist ein Fetisch.
Dennoch und ganz praktisch: Die Online-SoZ sieht nur umsonst aus. Wir brauchen Eure Euros.
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