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Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, August 2004, Seite 18

Palästina

Hungerstreik gegen Apartheidmauer

Weitgehend unbeachtet von der internationalen Öffentlichkeit fand in A-Ram, einem Ort nördlich von Jerusalem, ein Hungerstreik gegen die von der israelischen Regierung geplante Mauer im Westjordanland statt. Die Stadt A-Ram mit ihren 60000 ausschließlich palästinensischen Einwohnern wäre eines der Hauptopfer des Mauerbaus, denn sie würde ziemlich genau in zwei Hälften geteilt.
Die Initiative für die Aktion war Anfang Juli vom israelisch-palästinensischen Abgeordneten Azmi Bishara ausgegangen. Michael Warschawski, Leiter des Alternative Information Center in Jerusalem, schrieb in einer Erklärung zu seiner Teilnahme am Hungerstreik: »Ich halte den Bau der Mauer für die Schaffung des größten Ghettos in der Geschichte der Juden, ein Ghetto, das Israel von seinen arabischen Nachbarn isolieren und die Israelis in ein paranoides Volk verwandeln wird, Menschen, die nur an eine hermetisch abgeschlossene Mauer glauben, die mit Nuklearwaffen geschützt wird.«
Das »Zelt der Solidarität«, in dem der Hungerstreik stattfand, hat sich in kurzer Zeit zu einem Zentrum politischer Aktivität entwickelt. Eine Delegation der Richter des obersten islamischen Gerichtshofs besuchte das Zelt ebenso wie das Oberhaupt der koptisch-orthodoxen Kirche von Jerusalem und Frauendelegationen aus dem Flüchtlingslager Shuffatt und dem Dorf Biddu, aus dem vier junge Männer bei Protesten gegen die Mauerbau von der israelischen Armee getötet worden waren.
Der 9.Juli war ein Tag umfangreicher Mobilisierungen in Ostjerusalem, die Geschäfte blieben geschlossen, etwa 2000 Menschen nahmen an einer Demonstration teil, und ein interkonfessioneller Gottesdienst wurde von 800 Teilnehmern besucht.
Mit der Entscheidung des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag, der den Mauerbau für völkerrechtswidrig erklärte und die israelische Regierung aufforderte, betroffene Palästinenser zu entschädigen, wurde der Hungerstreik ausgesetzt. Das »Zelt der Solidariät« jedoch bleibt weiterhin als Ort der Diskussion, Information und Mobilisierung bestehen.

Harald Etzbach

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