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Am 26.September sind Kommunalwahlen in NRW. Etliche linke Listen, zumeist im Spektrum von PDS und DKP, waren schon
bisher in Kommunalparlamenten vertreten, aber diesmal kommt mehr Leben in die kommunalpolitische Landschaft: mit unterschiedlichen Namen kandidieren
neue linke Wahlinitiativen, lokale Bündnisse von Menschen, die sich der kapitalistischen Doktrin nicht unterwerfen wollen, von kritischen
Gewerkschaftsmitgliedern, von Kriegsgegnern, von sozial engagierten Christen, von früheren Anhängern der SPD und der Grünen, die mit
der Regierungspolitik nichts mehr im Sinn haben. Auch Aktive aus der »Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit« sind beteiligt, aber die
meisten neuen kommunalen Wahlbündnisse sind keine Filialen der »Partei in Vorbereitung«, sie sind überhaupt keine
Gründungen »von oben her«. Sie haben ihren Grundimpuls in einer Stimmung, die sich etwa so formulieren lässt: »Am besten
warten wir nicht auf Konzepte dieser oder jener Zentrale nehmen wir unsere Sache doch selbst in die Hand.«
Bei aller Vielfalt gibt es, nach meinem Eindruck, Übereinstimmung in folgenden
Einsichten:
Wahlenthaltsamkeit bringt für die Linke nichts. Sie kommt nur den relativen
Siegern innerhalb des neoliberalen Parteienkartells SPD/Grüne/CDU/FDP zugute. Diese Parteien sind dann froh, dass sie unter sich bleiben egal,
wie niedrig die Wahlbeteiligung wird.
Wahlbeteiligung bringt für die Linke aber auch nichts, wenn daraus
Kommunalparlamentarismus wird. Wenn linke lokale Wahlinitiativen Erfolg haben und deren Vertreterinnen und Vertreter dann abgehoben von
außerparlamentarischen Aktivitäten im Rat sitzen, war die Mühe vergebens.
Die Betätigung in Kommunalparlamenten kann politisch nur dann etwas
bewirken, wenn sie sich mit lokalen Formen direkter Demokratie (Bürgerbegehren, Bürgerentscheid etc.) verbindet.
Dass auf diese Unterscheidungen gegenüber konventionellen parteipolitisch-
parlamentarischen Verfahrensweisen großer Wert gelegt wird, hat seine guten Gründe: Der Weg, den historisch die Grünen gegangen sind,
bietet ein negatives Exempel. Von daher erklären sich auch »politikmethodische« Vorbehalte bei vielen lokalen Wahlbündnissen
gegenüber der PDS und kritische Anfragen an die »Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit«.
Die Illusion, mit dem eigenen Auftreten bei der Kommunalwahl in NRW auf der Ebene
politischer Repräsentation die »Wende« herbeiführen zu können, ist bei den lokalen Wahlbündnissen nicht vorzufinden. Es
geht ihnen vielmehr darum, dem Widerstand gegen die herrschende Politik auch bei den kommunalen Wahlen und in den Kommunalparlamenten eine Stimme zu
geben, die politische Öffentlichkeit lokal zu beleben, Vorhaben der Machtverwaltenden im Detail zu durchkreuzen, Alternativen bekannt zu machen
kurzum: oppositionelle Infrastrukturen dort zu entwickeln, wo sie Nachhaltigkeit bekommen können, vor Ort, wo Menschen zusammenleben.
»Kleinkram«? Ganz klar. Aber ohne den kommt nichts zustande.
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