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Zur SoZ-Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, Oktober 2004, Seite 21

Mord & Totschlag

Russel Andrews, Icarus, Berlin: Aufbau, 2004, 488 S., 9,95 Euro

»Oben im Büro seiner Mutter, die Arme hoch erhoben, hatte er nie Angst. Dort gab es nur kühles Fensterglas an seinem Körper. Und er konnte der glorreiche Icarus sein und flog hinaus über den Fluss, über die ganze Stadt. Und er schaute auf die Welt hinunter und schwang sich der Sonne entgegen.«
Die Sage von Dädalus und Ikarus ist die Lieblingsgeschichte des zehnjährigen Jack Keller, der im düsteren New Yorker Hells Kitchen aufwächst. Im lichtdurchfluteten Hochhausbüro kann er seine kindlichen Fantasien ausleben. Und hier erleidet er den Horror seines Lebens: Ein Psychopath schleudert seine Mutter aus dem Fenster des Wolkenkratzers.
Mit Hilfe seines väterlichen Freundes Dom Bertolini kriegt er sein Leben langsam in den Griff, als junger Mann trifft er die Frau seines Lebens und gründet mit ihr eine exklusive Restaurantkette. 30 Jahre nach dem Mord an seiner Mutter wiederholt sich der Irrsinn: Am Tag der Eröffnung eines neuen Restaurants wird Jacks Frau Caroline auf die gleiche Art getötet, Jack überlebt schwer verletzt und innerlich gebrochen.
Da taucht Kid Demeter wieder auf, der für das Paar so etwas wie ein Ziehsohn gewesen war und plötzlich verschwunden war. Aus dem talentierten Footballspieler ist ein Physiotherapeut geworden und ihn gelingt es langsam, Jack wieder aufzurichten. Und dann geschieht wieder ein Fenstersturz, die Polizei ist ratlos.
Jack beginnt selber, nach dem Mörder zu suchen, aber immer mehr Menschen aus seinem und Kids Bekanntenkreis verlieren ihr Leben.
Russel Andrews, der Autor des gelobten Romans Anonymus hat mit Icarus einen weiteren hoch spannenden und verwirrenden Thriller vorgelegt, den man nicht anders als in einem Rutsch lesen sollte. An einen ruhigen Schlaf ist sowieso nicht zu denken.

Udo Bonn

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