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Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, Oktober 2004, Seite 22

Rock against Bush

In der BRD sind wir es ja auch lange gewohnt, das sich Pop-Musiker als Werbeträger bei den verschiedensten Wahlen für Politiker jeder Couleur einspannen lassen. Erinnert sei nur an die schmählichen Auftritte von Ton Steine Scherben Anfang der 80er Jahre für die SPD. Eine so eindeutige Stellungnahme gegen einen Kandidaten wie in den USA gegen Bush hat es hier nicht einmal bei der Strauß- Kandidatur gegeben. Da versuchten die Bush-Töchter z.B. vergebens vor dessen Nominierungsparteitag per Telefon Künstlerinnen und Künstler für ihn einzuspannen. Seit Anfang des Jahres ist das Punk-Rock-Spektrum jedoch mobil, und ob sich Kerry über diese Unterstützung freut, sei einmal dahingestellt.
Die erste Compilation Rock Against Bush verkaufte sich über 300000 mal, kam auf Platz 1 der Billboard-Indie-Charts und MTV machte sogar ein »Special«. Dass da vom Label Fat Wreck Chord nachgelegt wurde, ist nicht überraschend. Mittlerweile hat auch andere das Anti-Bush-Fieber ergriffen. In Vote For Change haben sich Bands wie Pearl Jam, Bruce Springsteen and the E Street Band, R.E.M., Dave Matthews Band, Künstler wie James Taylor und Jackson Browne neben Künstlerinnen wie Bonnie Raitt zusammengefunden, die ab Anfang Okober in den sog. swing states parallel Konzerte geben wollen. Bruce Springsteen gibt die Stimmung wieder:
»Wofür stehen wir, wofür kämpfen wir, das sind die Fragen die im Mittelpunkt dieser Wahl stehen. Ich habe mich in den letzten 25 Jahren aus der Parteipolitik herausgehalten. Ich war immer parteilich für einige Ideale: Soziale Gerechtigkeit, Menschenrechte, eine humanistische Außenpolitik, Freiheit und ein angenehmes Leben für all unsere Bürger. Dieses Jahr sind allerdings viele von uns aufgestanden, um diese Wahlen eben nicht auszusitzen.« Sein Publikum wird dies nicht verprellen wie er hofft, denn denen dürften seine »Ansichten ziemlich klar sein, außer es hat jemand absichtlich nicht zugehört«.
Schwerer haben es da sicherlich diejenigen die aus dem Country-Lager dazu gestoßen sind. Richtigen Ärger gab es zum Beispiel für Natalie Maines von den Dixie Chicks, als sie zu Beginn des Irakkriegs während eines Konzerts in England die Äußerung fallen ließ, sie schäme sich aus demselben Staat (Texas) wie Präsident George W. Bush zu stammen. Ihre CDs wurden daraufhin in den USA verbrannt und von den einschlägigen Sendern nicht mehr gespielt.
Die Kolleginnen und Kollegen aus der Punk-Rock-Ecke haben solche Schwierigkeiten mitnichten. Viele gehen weit über den Minimalkonsens der Bush-Abwahl hinaus. Auf der ersten CD stehen Anti-Flag und Jello Biafra, letzterer noch Vizepräsidentschaftskandidat bei der Kandidatur von Ralph Nader vor vier Jahren, mit ihrer antikapitalistischen Haltung insgesamt nicht allein. Auf der zweiten reichen die Namen von Postfeministen wie Sleater Kenny über chartserprobte Bands wie Green Day und Bad Religion bis hin zu den skandinavischen Punk-Rockern von The (International) Noise Conspiracy. Von den 28 Bands war übrigens noch keine auf dem ersten Sampler vertreten und es bleibt eben nicht nur bei US-amerikanischen Beiträgen. Aus Ibbenbüren kommen z.B. die Donots, die feststellen, dass Mr.Bushs Zeit vorbei ist und damit sicher dem Rest aus dem Herzen rocken. Ebenfalls wie bei der ersten Anti-Bush-CD handelt es sich bei den Beiträgen um Raritäten und unveröffentlichte Songs.
Auch macht wieder eine DVD wie bei der ersten Compilation neben dem ausführlichen Booklet klar: Dies ist Propaganda. Hier gibt es eine Reihe Wiederholungen von der ersten DVD zu sehen, allerdings finden sich hier auch interessante neue Beiträge. Zum Beispiel ein Clip über die Soldaten im Irak oder ein Film über die amerikanischen Medien im Krieg. Ergänzt werden die manchmal harten Bilder, wie schon von auf Vol.1 mit Videos einzelner Bands zum Thema die bis hin zur Comedy reichen.

Thomas Schroedter

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