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»Atomkraft tötet!« Dieses Motto wurde auf brachiale Weise wahr gemacht von den Transport-
Machern der 12 Castor-Behälter aus La Hague ins niedersächsische Gorleben. War es nur allseitiger
Leichtsinn, als ein 23-jähriger Aktivist, angekettet an den Oberschenkeln, im Elsass überrollt
wurde und verblutete? Nur Sicherheits-Ausblende der Demonstrierenden? Nur zufällige Lücken der
amtlichen Transportüberwachung?
Die Streckenkontrolle sah die Gruppe junger
Menschen angeblich nicht, eine Vorauslok war gar nicht erst eingesetzt und der Hubschrauber zur
Streckenüberwachung kontrollierte exakt dieses Teilstück nicht, da er gerade auftankte. Also nur
Kostendämpfung der Castor-Transport-Branche? Hartnäckig hält sich das Raunen vom
»Exempel statuieren«. Denn so ein Schock bringt Erstarrung in die Aufrührer und auch das
hilft sparen. Scheiden also Verschwörungen automatisch aus bei diesen Herrschenden? Jeder Transport
der 120 Grad heißen Castor-Behälter in die als Zwischenlager bezeichnete Blechhalle, wo die
Behälter erstmal 3040 Jahre abstrahlen müssen, ehe über eine Endlagerung nachgedacht
werden kann, begründet die Panik vor dem Hintergrund, dass die Genehmigung des Endlagers im
bergtechnisch ungeeigneten Salzstock doch noch erfolgte. Ja, diese herrschenden Hasardeure sind zu allem
fähig. Nein, Sebastiens Tod samt unserer Erstarrung sahen erst einmal nicht wie ihr Schaden aus!
Gorleben als Standort für Zwischen- und
Endlager sowie eine damals noch vorgesehene WAA wurde 1977 von Ministerpräsident Ernst Albrecht
verkündet, ganz im Zeichen des kalten Krieges schön dicht an der innerdeutschen Grenze, schwach
besiedelt und mit konservativer Bevölkerung. Mit den widerständigen Wendländern hatte damals
niemand gerechnet. Seit 27 Jahren protestieren dort nunmehr alle Bevölkerungsgruppen, sie wurden so
zur langjährigsten Bürgerbewegung, mussten viele Rückschläge hinnehmen und ihre
Aktionsformen kreativ den veränderten Gegebenheiten anpassen. Sie überlebten selbst den
Atomkompromiss von Rot-Grün. Und so hat sich die Erstarrung des furchtbaren Augenblicks gelöst,
noch mehr Augen sind jetzt auf die Konzept- und Skrupellosigkeit der willigen Vollstrecker und ihrer
Atomkonzerne gerichtet.X2
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