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Wir haben fast ein Jubiläum vergessen. Im Oktober 1974 gaben der
Generalsekretär der »Kommunistischen Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten«, Ernst Aust,
und der Generalsekretär der »Marxistisch-Leninistischen Partei der Niederlande«, Chris
Petersen, eine gemeinsame Erklärung ab: »Beide Parteien erklären, dass sie unablässig
die Zerstörung der kapitalistischen Gesellschaftsform anstreben und sich dabei gegenseitig
unterstützen werden. Diese Unterstützung soll ein Schritt auf den Weg zum weiteren Wachsen der
internationalen Verbundenheit aller Marxisten-Leninisten und ihrer Parteien in der ganzen Welt
bilden.«
Was hätte aus diesem Bündnis werden
können. Doch wie wir wissen, kam es ganz anders. Die KPD/ML fiel dreizehn Jahre später komplett
in Feindeshand und vereinigte sich nach einer turbulenten Schlussphase der Parteigeschichte, die in solch
grandiosen Beschlüssen mündete wie z.B., dass die Werkzeuge im Parteiemblem, Hammer, Sichel und
Gewehr, in »keinem logischen Verhältnis zueinander« stünden, ausgerechnet mit den
Trotzkisten der Gruppe Internationale Marxisten.
Jetzt hat sich herausgestellt, dass der
damalige Partner, Chris Petersen, eigentlich Pieter Boevé heißt und Mathematiklehrer sowie
Mitarbeiter des niederländischen Geheimdienstes BVD war. Er wurde 1955 für den Geheimdienst
rekrutiert und erhielt Ende der 60er Jahre den Auftrag, eine maoistische Sekte, die MLPN, zu gründen,
um die offizielle KP der Niederlande zu destabilisieren und um die sich organisierende »Neue
Linke« zu verwirren und Einblick in das Treiben der Maoisten zu erhalten.
In den jetzt veröffentlichten Memoiren
des Geheimdienstoffiziers Frits Hoekstra wird diese Geschichte im Detail wiedergegeben. Die Operation
erhielt den Namen »Projekt Mongol« und wurde an die Freunde vom amerikanischen Dienst CIA mittels
Kopien weiter geleitet. Bei der CIA hieß die Sache »Operation Roter Hering«. Die
Fischköppe aus Holland schufen eine Partei, die ein reines Täuschungsmanöver war und
innerhalb der maoistischen Szene so erfolgreich war, dass sie offiziell von Peking anerkannt und finanziell
aufgepäppelt wurde. Die Heiligsprechung durch die VR China war in damaliger Zeit die höchste
anzustrebende Weihe unter den diversen ML-Sekten Europas.
Das zentrale Funktionärswesen der MLPN
soll aus Spitzeln bestanden haben und die Mitglieder, die glaubten, sie würden sich einer echten
kommunistischen Partei anschließen, ahnten offensichtlich nichts. Auch die großen Brüder in
Peking und im Albanien von Enver Hoxha waren sehr zufrieden mit dem Generalsekretär, luden ihn
häufiger als alle anderen Führer der maoistischen Kleinparteien Europas zu sich ein, sodass als
Nebeneffekt auch chinesische Interna an die westlichen Geheimdienste bekannt wurden.
Man kann sicher davon ausgehen, dass die
Geschichte so stimmt. Und wenn nicht, so ist es die bedauernswerte Eigenschaft aller maoistischen Sekten
gewesen, dass es genauso sein könnte. Ihr groteskes Sektenleben und religiöse Parteiideologie ist
bis in heutige Zeiten bei den verbliebenen Gruppen so wirr und wirklichkeitsfremd, dass sie alle
einschließlich der KPD/ML, MLPD und wie die anderen Sekten auch in Deutschland hießen oder noch
heißen, gut und gerne auch Kreationen im Rahmen der Destabilisierungsbemühungen der Geheimdienste
sein könnten. Der Wunsch der Sektierer, eine ausgesprochene Unberührbarkeit und äußere
Unabhängigkeit zu erzielen, schlägt auf diese Weise in das genaue Gegenteil um. Die Dialektik
lässt auch ihre spinnerten Schüler im Banne des Maoismus nicht in Ruhe.
Dass es auch Probleme mit innerer
Unabhängigkeit geben kann, hat zur gleichen Zeit ein anderer Sektenpriester offenbart. Der CDU-
»Sozialexperte« Hermann-Josef Arentz musste jetzt auf diverse seiner politischen Ämter
verzichten, weil bekannt wurde, dass er jahrelang ein Gehalt des Energiekonzerns RWE bezog. 60000 Euro
Jahresgehalt plus ein »Deputat in Form von 7500 Kilowattstunden kostenlosen Stroms« erhielt der
Mann für Nichtstun. Er erschien schlicht nicht an seinem Arbeitsplatz. Die Begründung von
Hermann-Josef ist frappierend: Als Abgeordneter benötige er eine hohe »innere
Unabhängigkeit«, die nur bei entsprechender finanzieller Ausstattung möglich sei. Und sein
Landtagsmandat reichte dabei nicht aus. Wir schlagen für die Operationen des Herrn Arentz den Namen
»Toter Hering« vor.
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