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Politisches Versagen hat im Indischen Ozean Zehntausende von Menschenleben
gekostet eine menschliche und wirtschaftliche Katastrophe, die die politisch Verantwortlichen auf
dem Gewissen haben. Allen bestehenden Frühwarnsystemen, Satellitenanlagen und der fortgeschrittensten
Telekommunikation zum Trotz war das Einfachste nicht möglich: zum Telefonhörer zu greifen und die
Gefährdeten zu benachrichtigen. Die Wissenschaftler sind sich einig: 25 Minuten hätten
ausgereicht, um allen Küstenbewohnern und Urlaubern, die sich nicht an der Nordwestküste von
Sumatra aufhielten, zu erlauben sich in Sicherheit zu bringen. Das US-Außenministerium und die US-
Marine wurden sofort benachrichtigt. Warum wurde die Warnung nicht sofort an die anderen Länder
weitergeleitet? Das ist nicht nur eine Frage an die Wissenschaftler im US-eigenen pazifischen Warnzentrum
auf Hawaii und an die US-Behörden, es ist auch eine Frage an die indischen und thailändischen
Behörden, die noch verspätete Warnungen in den Wind geschlagen haben.
Kleinliche nationale Machtinteressen und sogar
private Profitinteressen schieben sich vor die Notwendigkeit, gemeinsam für die Gesamtlage
Verantwortung zu tragen, und leisten damit Katastrophen Vorschub, die vermeidbar wären.
Ist die Welt wirklich durch den Tsunami
zusammengerückt? Wäre dieselbe Bilderflut in unsere heimischen Wohnzimmer gedrungen, wenn nicht
Tausende von Urlaubern aus westlichen Industrieländern betroffen gewesen wären, sondern
»nur« Asiaten? Wäre die Spendenbereitschaft der Privatpersonen aus Europa, Amerika,
Australien dann ebenso beispiellos gewesen? Und spricht der oben stehende Schnappschuss nicht Bände
über den anderen Tsunami, den wirtschaftlichen, der jetzt folgt, wenn statt dem Wiederaufbau der
zerstörten einheimischen Fischerei und Landwirtschaft nun mit Hochdruck die Ausrichtung der
südasiatischen Ökonomien an den Bedürfnissen der Industrieländer vorangetrieben wird?
Eins ist sicher: Die Schockwelle des »Wiederaufbaus« wird die einheimischen Kulturen nachhaltiger
zerstören, als der Tsunami es vermochte.
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