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Die nordkoreanische Juche-Ideologie hat die Langhaarigen als neue Bedrohung
des Sozialismus ausgemacht. Mit einer Kampagne »Lasst uns unser Haar gemäß dem
sozialistischen Lebensstil zurechtmachen« wird die maximale Länge der Haare auf fünf
Zentimeter festgelegt. Männer mit beginnender Glatze haben das Recht auf zwei weitere Zentimeter, um
ihr Problemchen zu kaschieren. Lange Haare würden die Gehirnaktivität behindern, indem sie den
Nerven im Kopf den Sauerstoff entziehen. Im Fernsehen werden Langhaarige als »unhygienische,
antisozialistische Dummköpfe« und »blinde Anhänger der Bourgeoisie« mit Namen und
Adresse denunziert.
Der nordkoreanische Sozialismus baut in seiner
Verteidigung offensichtlich auf die Kampfkraft der Friseure fast ebenso wie auf seine Atombombe. Mit
Haareschneiden ist dem deutschen Sozialismus wohl kaum noch zu helfen. Dabei droht ihm höchstes
Ungemach: »Wir müssen, nachdem der Sozialismus der DDR überwunden wurde, den westdeutschen
Sozialismus überwinden, damit wir die Zukunft gewinnen können«, verkündete gerade der
Chefideologe, oder Chefvolkswirt wie sich der Haudrauf sonst nennen lässt, der Deutschen Bank, Norbert
Walter.
Aber so ganz ohne Juche-Ideologie scheint es
bei den deutschen Sozis auch nicht zu gehen. Der Kölner SPD-Oberfuzzi Jochen Ott schlägt als
Krisenlösung vor: »Es muss in dem Stadtteil den SPD-Chef geben, der aus dem Stadtteil kommt, den
Leute vor Ort kennen und der vernünftig aussieht und ein sauberes Hemd anhat, wenn er zu
Vereinsempfängen geht, der ein äußeres Erscheinungsbild hat, das Leute nicht
abschreckt…« Das Problem der unsauberen Hemden hat für Ott dann noch andere Namen:
»Das Problem ist diese Multi-kulti-trallala-Politik der Rot-Grünen. Die hat unseren Städten
massiv geschadet. Tatsächlich haben wir inzwischen eine islamische Parallelgesellschaft…«
Kurze Haare, saubere Hemden und trotzdem nicht
ganz bei Trost sind zwei andere Prachtexemplare der Sozialdemokratie: Der »wirtschafts- und
arbeitsmarktpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion«, Klaus Brandner, gibt der Jungen Welt, der
einzigen unabhängigen Tageszeitung Deutschlands, ein Interview zu Hartz IV. Frage: »In den Augen
vieler Sozial- und Arbeitsmarktexperten reicht die Höhe des ALG-II-Regelsatzes für ein
menschenwürdiges Leben nicht aus. Kämen Sie mit 345 bzw. 331 Euro über die Runden?«
Antwort: »Ja.«
Gerade mal eins seiner sauberen Hemden
würde der Herr Abgeordnete davon kaufen können aber mehr scheint er ja nicht zu
benötigen von den Ottisen zu den Sottisen ist es nur ein kurzes Stück. Dass es gerade noch
zum Hemd reicht, hat auch DGB-Chef Sommer mal wieder zum Besten gegeben: »Die Gewerkschaften verkennen
nicht, dass die Politik in vielen Bereichen die Entscheidung getroffen hat, die Sozialsysteme auf eine
Grundversorgung zu reduzieren … Das können wir kritisieren, ändern werden wir es nicht
mehr.« Wir? unterstellen wir einmal, dass der Genosse Vorsitzende den Pluralis majestatis
benutzt, dann liegt er ja gar nicht so neben der Wirklichkeit. »Er« wird diese Politik nicht
ändern, »er« will es einfach nicht.
Trotzdem erinnert uns dieser Sommer ein wenig
an den Schiedsrichter Hoyzer, der mit seinen falschen Pfiffen, die realen Ereignisse verfälscht hat.
Hier wird für beendet erklärt, was noch gar nicht richtig angefangen hat, der Widerstand gegen
den Sozialraub. Für Hoyzer hat es dabei zu ein paar tausend Euros Zusatzeinkommen gereicht. Was
verdient ein Gewerkschaftschef noch einmal? Nur es sollte nicht vergessen werden: beim Hoyzer wurde ein Tor
zum Nicht-Tor. Beim DGB-Chef ist es umgekehrt: er macht sich zum Tor des Kapitals, über den sich die
Ackermänner des Abends schlapp lachen.
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