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Dem Nachbarland Frankreich geht es nicht anders als uns. Im letzten Jahr
versprach Premierminister Jean-Pierre Raffarin, die Erwerbslosenquote im Jahr 2005 auf 9%
zurückzufahren; Ende Januar stieg sie auf 10% und steigt weiter. Für dieses Jahr rechnete er mit
einem Wirtschaftswachstum von 2,5%, die Vorhersagen wurden aber jetzt schon auf 1,9% heruntergesetzt.
Dafür steigen auf beiden Seiten des Rheins die Gewinne der Konzerne auf obszöne Weise. Die an der
Börse notierten Unternehmen legten im Durchschnitt 10% zu, die Großbank Crédit Agricole
belegt dabei den ersten Platz mit einem Plus von 93,2%. Die Unternehmer aber wollen Personal abbauen
Deutschland dient dabei als Vorbild. Die Arbeitszeit soll verlängert werden. Löhne und
Gehälter sollen die Inflation nicht mehr ausgleichen nicht im öffentlichen Dienst und
nicht in der Privatindustrie.
So kumulieren sich die Themen und Forderungen.
Alle Gewerkschaften haben am 10.März zum nationalen Streik- und Aktionstag aufgerufen. Ganz Frankreich
war auf den Beinen: vorneweg Schülerinnen, Schüler und Studierende, Lehrer und Dozentinnen,
Verwaltungsbeamte, und natürlich die kampfstarken Sektoren Post, Bahn, Metro, Telekom. Anders als im
Winter 1995 waren diesmal auch geschlossen die Beschäftigten der Privatindustrie dabei. Im
öffentlichen Dienst und in der Automobilindustrie gab es Streiks. Vor allem junge Arbeiter und
Angestellte protestieren gegen die zunehmende Flexibilisierung der Arbeit; sie bekommen Unterstützung
von den Auszubildenden, die sich gegen die Privatisierung der Bildung wehren. An den Demonstrationen in 150
Städten nahmen über eine Million Menschen teil.
Solche Mobilisierungen beweisen nicht nur,
dass eine neue Generation dabei ist, in den sozialen Kampf einzutreten. Sie zeigen auch, dass der Arm der
Mächtigen nur so weit reicht, wie die Lohnabhängigen es zulassen. Es ist nicht so schwierig, die
Herren das Fürchten zu lehren, man muss nur den Mut dazu haben und zusammenstehen. Auch die Franzosen
müssen ihn aufbringen, und ihre Gewerkschaften haben einen Organisationsgrad von gerade einmal 8%. Sie
haben aber auch Bürgerstolz und Zivilcourage. Bei uns hingegen herrschen immer noch Kleinmut und
Untertänigkeit, wo Trotz und Kampf angesagt wären.
Informationen und Meinungen sollten keine Waren sein. Und Geld ist ein Fetisch.
Dennoch und ganz praktisch: Die Online-SoZ sieht nur umsonst aus. Wir brauchen Eure Euros.
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