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Fünf Jahre nach dem Weltfrauenmarsch, der im Jahr 2000 mehrere tausend
Frauen aus über 160 Ländern im Kampf gegen Gewalt und Armut zusammengebracht hatte, wird es in
diesem Jahr wieder einen solchen Marsch geben. Er hat am 8.März in Brasilien begonnen und endet am
17.Oktober in Afrika. An diesem Tag wird es auf der ganzen Welt jeweils zur gleichen Ortszeit am Mittag
eine Stunde lang Aktionen geben, das ergibt 24 Stunden weltweite feministische Solidarität.
Diesmal trägt der Marsch eine »Weltcharta für die Menschheit« in 58
Länder, die eine radikale Änderung der patriarchalen und kapitalistischen Gesellschaft fordert.
Dieser Text will ökumenisch sein, also verschiedene Strömungen zusammenführen. Denn nach dem
ersten Marsch im Jahr 2000 hatte es darüber Debatten gegeben kein Wunder, denn es nahmen daran
sowohl große internationale Netzwerke, Gewerkschaftsgruppen und feministische Gruppen als auch lokale
Basisinitiativen teil. Auch in diesem Jahr werden sich wieder im Laufe des Marschs die verschiedensten
Initiativen angliedern.
Im Jahr 2000 gab es in Europa nur ein
bedeutendes Ereignis, das war die Demonstration im Oktober in Brüssel mit ca. 40000 Teilnehmenden.
Seither hat die europäische Koordination des Weltfrauenmarsches an der Erweiterung des Netzwerks
gearbeitet und ihn im Rahmen des Europäischen Sozialforums, aber auch bei Mobilisierungen wie in Genua
2001 oder bei den Protesten gegen EU-Gipfeltreffen sichtbar gemacht. Beim ESF in Paris 2003 hat das
Netzwerk maßgeblich die Europäische Versammlung für die Rechte der Frauen organisiert.
Auf dem letzten Weltsozialforum in Porto
Alegre wurde die bisherige Entwicklung, die Bandbreite der Initiativen und die Verbundheit des Netzwerks
mit der globalisierungskritischen Bewegung vorgestellt und die nächsten Schritte beraten. Der
Weltfrauenmarsch hat ermöglicht, dass die globalisierungskritische Bewegung mit feministischem
Gedankengut zusammentrifft.
Umgekehrt aber ist die
globalisierungskritische Bewegung noch weit davon entfernt, sich zu einem feministischen Ansatz zu
bekennen. Analyse und Widerstandsperspektiven gegen die neoliberale Politik werden auf ihre Folgen für
die Lohnabhängigen, die Bürger oder die Länder des Südens untersucht, nicht aber auf
ihre unterschiedlichen Auswirkungen für Männer oder Frauen. Diese Dimension wird einfach
vergessen, sofern sie nicht geleugnet wird.
Dabei verteilen sich Kosten und Nutzen der
neoliberalen Globalisierung nicht nur zwischen Norden und Süden, Facharbeitern und gering
Qualifizierten unterschiedlich, sondern auch zwischen Männern und Frauen. Wo Gesundheit und Bildung
zur Ware werden, ist dies mit besonderen Belastungen für Frauen verbunden. Selbst die wirtschaftliche
Rolle der Frauen, ihr Platz in Gesellschaft und Politik, verändert sich dadurch damit auch das
Verhältnis zwischen Männern und Frauen insgesamt.
Frauen haben deshalb ein noch stärkeres
Interesse, gegen die Kommerzialisierung aller Aspekte des Lebens Widerstand zu leisten als Männer.
Dabei geht es nicht darum, die Frauen zu einer homogenen Gruppe zu erklären und zu leugnen, dass es
auch unter ihnen gesellschaftliche Spaltungen gibt, sondern einfach darum, diesen wesentlichen
Interessensunterschied zwischen Männern und Frauen zur Kenntnis zu nehmen. Denn auch der globalisierte
liberale Kapitalismus stützt sich auf die Unterdrückung der Frau, deren Wurzeln älter sind
als der Kapitalismus, und nutzt sie zu seinem Vorteil.
Wie es im Aufruf des Weltfrauenmarschs
heißt: »Neoliberalismus und Patriarchat verstärken sich gegenseitig mit dem Effekt, dass die
große Mehrheit der Frauen in sozial abgewerteter Stellung und wirtschaftlicher Marginalität
gehalten, ihre Existenz und ihre Arbeit unsichtbar gehalten und ihr Körper als Ware ausgebeutet
wird…«
In diesem Jahr wird die zentrale
europäische Mobilisierung am 28. und 29. Mai in Marseille stattfinden. Diese beiden Tage werden
zugleich stark im Zeichen des Nein zum neoliberalen Europa und zu seiner Verfassung stehen, da am 28.5. in
Frankreich das Referendum zur EU-Verfassung stattfindet. Hier werden also der Weltfrauenmarsch und die
Kampagne für das Nein zur EU-Verfassung zusammentreffen u.a. wird sich das in einer Reihe von
Initiativen ausdrücken, die aus feministischer Sicht Nein zur Verfassung sagen.
Vom 27. bis 29.5. wird deshalb in Marseille
ein großer Gegenkongress stattfinden, in dessen Rahmen eine Vielzahl von Initiativen stattfindet.
Grundlage der feministischen Mobilisierung bilden die europäische Plattform des Weltfrauenmarschs 2000
und das Manifest, das die Frauenversammlung beim ESF 2003 verabschiedet hat.
Sophie Zafari
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