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»Es wird dir nicht gefallen«, ein solcher Bandname zeugt von Punk Attitude. Aber schon vor
zehn Jahren war diese Attitude nur noch Ausnahmsweise in der Punkmusik selbst zu finden. Doch als No te va
gustar 1994 zu dritt starteten, waren die Sex Pistols durchaus auch musikalisches Vorbild. Dem Rock sind
die mitlerweile sieben Musiker treu geblieben und Emiliano Brancciari Sänger, Gitarrist und Songwriter
der Gruppe betont, dass für ihn Rock eben mehr ist als ein Musikstil. »Es ist ein Lebenstil, es
ist eine Art die Dinge zu fühlen.« Solche Äußerungen muten an wie eine Floskel in einer
Welt, in der sich das Leben aufzulösen scheint in die Pseudorationalität des »Sage mir was
du zahlst und ich sage dir wer du bist«. Doch ist es Rock à la No te va gustar, der daran
erinnert, dass Gebrauchswert und Tauschwert nichts miteinander zu tun haben.
Heute sind No te va gustar sieben Musiker, die
sich mit ihrem Mix aus Latinofolkklängen und Rock sicher sein können, dass diese Musik, anders
als der Name vermuten lässt, vielen gefällt. Emiliano Brancciari betont auch, dass der Name auf
ein Missverständnis zurückgeht, dass sich einfach in ihrem Umfeld festgesetzt hat und der Name
nach kürzester Zeit nicht mehr zu ändern war.
Nachdem sie in Uruguay und Argentinien
platinmäßige Auflagen erreichten und seit 2001 beim Major Warner unter Vertrag stehen, kam die
Vermutung auf, dass auch Europäerinnen und Europäern diese Musik mögen würden. Wieder
einmal ist es das Label Übersee Records, das die Vertretung für eine Mestizo-Rockband
übernimmt. Nach Abuela Coca und Karamelo Santo ist es die dritte Band aus dem Rio-de-la-Plata-Becken
die via Hannover seine Musik in Deutschland zu Gehör bringt.
Solo de Noche war das erste Album der Band,
das sie 1999 produzierte. Es ist weniger Ska lastig als etwa Karamelo Santo oder Panteon Roccoco, den
mittlerweile auch hierzulande bekannten Mestizo-Rockbands. Im Grunde ist es ein Songwriter-Album, das die
Lieder in eine Mischung aus Rock und Latin Grooves packt. Eröffnet wird das Album mit »Dejame
bailar«. Der Wunsch zu tanzen hat nicht die Aufdringlichkeit des »Fight for your right to
party«. Die Relaxtheit die in diesem durch Saxofon und Gitarre dominierten Stück zum Ausdruck
kommt, zieht sich durch die ruhigen, wie durch die rockigen Stücke der CD. So verbindet die Band die
Aufforderung zu tanzen mit Erzählungen und kritischen Blicken auf den uruguayischen Alltag. Dass dazu
sogar Streichersätze passen können, demonstrieren die Südamerikaner auf »Quemala«.
Ein »Oh lalla« oder ein »Shallala« kling bei ihnen anders als nach einem
Schützenfestschunkelfest, sondern im Gegenteil: mit solchen Refrains wird auf dieser CD gegen den
Krieg gesungen, und die Brüche in der Liedstruktur bürsten die glatten Bläsersätze
gegen den Strich.
Vor allem ist es aber die Integration der
Bläser in die Rockmusik, der dieser Produktion etwas besonderes gibt. Wie die abergläubische
Marotte, das 13. Stück auf der CD auszulassen zu interpretieren ist, erschließt sich nicht genau,
aber wir können es sicherlich unter der Rubrik Humor ablegen, vor allem da ein Stück mit dem
Titel »No se les da« angekündigt wird.
Während also Abuela Coca eher die funkige
Seite des Uruguay-Mestizo-Rocks abdecken und La Vela Puerca den eindeutigen Hang zum Ska haben,
ergänzt No te va gustar die Szene Uruguays um die Rockvariante. Gespannt sein können wir auf die
Liveauftritte: ab Mai komm die Band nach Deutschland, tourstart wird am 3.Mai in der Fabrik in Hamburg
sein.
Infos: www.ueberseerecords.de oder www.notevagustar.com.
Thomas Schroedter
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